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Gewinnspiel: 2 Blu-rays von "Europa Report"

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Aktuell ist der Weltraum-Thriller Gravity von Alfonso Cuarón in aller Munde und führt in der zweiten Woche hintereinander die US-Kinocharts an. Welch passender Zeitpunkt also, um Sebastián Corderos nicht unähnliches, aber dennoch andersartiges Astronautenabenteuer Europa Report (dem keine Kinoauswertung hierzulande – Festivals wie das Fantasy Film Fest ausgenommen – vergönnt war) auf den Markt zu bringen. Erzählt wird darin von der ersten bemannten Mission zum kleinsten Jupitermond Europa, unter dessen Eisschicht Wasser und damit das Potential für bakterielles, ergo außerirdisches, Leben vermutet wird. Wie das aber mit Weltraummissionen (im Film) so ist, verläuft jedoch nicht alles nach Plan.

Zum Ensemble von Europa Report zählen unter anderem Michael Nyqvist (Verblendung) und Sharlto Copley (District 9), der Film selbst funktioniert quasi als Mix aus Faux Documentary sowie Found Footage und erscheint in Deutschland am kommenden Dienstag (22. Oktober 2013) auf DVD, Blu-ray und 3D-Blu-ray. Freundlicherweise haben Ascot Elite und Voll:Kontakt diesbezüglich Symparanekromenoi zwei Blu-ray-Exemplare des Films zur Verfügung gestellt, die ich nunmehr gerne unter meinen Leser_Innen (und solchen, die es noch werden wollen) verlosen möchte.

Das Gewinnspiel läuft bis Dienstag, 22. Oktober 2013, um 23:59 Uhr, die beiden Gewinner werden am Folgetag verkündet. Zur Teilnahme müsst ihr lediglich einen Kommentar – mit gültiger E-Mail-Adresse zwecks Benachrichtigung – unter diesem Beitrag oder einen Tweet an @Flo_Lieb auf Twitter hinterlassen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!

UPDATE: Das Gewinnspiel ist abgelaufen und unter den Teilnehmern hat Random.org nun Christoph Gumpert und Daniel Licha ausgewählt – die Sieger wurden benachrichtigt. Meinen herzlichen Glückwunsch an diese beiden und meinen Dank an alle, die es ebenfalls versucht haben.

Europa Report

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Are you guys seeing this?

Seiner Zeit erklärte John F. Kennedy das All zum “new frontier”, in Star Trek verkam es gar zum “final frontier”. Die unbekannte Welt, deren mysteriös Gefährliches auch im Film schon länger thematisiert wird. Sei es in Ridley Scotts Alien, Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey oder zuletzt in Alfonso Cuaróns Gravity. Etwas untergegangen ist zumindest in Deutschland – abseits von Besuchern des diesjährigen Fantasy Filmfestes – Sebastián Corderos DTV-Weltraum-Thriller Europa Report, der eine privatfinanzierte bemannte Mission zum Jupitermond Europa zum Thema hat. Darin macht sich eine sechsköpfige Crew auf die Reise an den Rand unseres Sonnensystems auf der Suche nach extraterrestrischem Leben.

Immerhin soll der 1610 von Galileo Galilei entdeckte Trabant, der in etwa dieselbe Größe wie unser Mond besitzt, von einer flachen Wassereiskruste bedeckt sein, die einen unterirdischen Ozean und damit das Potential für Organismen beherbergen könnte. Zwar nicht die erhoffte Antwort auf die Frage, ob wir allein im Universum sind, aber besser als gar nichts. Wie das aber so ist bei Weltraumfilmen à la Event Horizon, Sunshine und Co. geht schon auf der Reise zum Ziel jede Menge in die Hose. Entsprechend läuft auch die über fast vier Jahre geplante Europa-Mission in Corderos Film alles andere als geschmeidig ab. Und dennoch gelingt es seiner Geschichte selten bis nie, ein wirklich fesselnd-spannendes Abenteuer zu sein.

Hierbei scheitert Europa Report bereits zu Beginn. In einer Mischung aus Found Footage-Aufnahmen von den Bordkameras der Europa One und gestellten Talking Heads mit daheimgebliebenen Missionsleitern wie Dr. Unger (Embeth Davidtz) und Dr. Solokov (Dan Fogler) steigt die Handlung mitten im Geschehen ein, um kurz darauf den Start der Mission zu zeigen und wieder in die vermeintliche Gegenwart zu springen. Die Tatsache, dass Sharlto Copleys Ingenieur James Corrigan mal zu sehen ist und mal nicht, lässt bereits erahnen, dass die Figur ein unheilvolles Schicksal ereilt, für dessen Rückblende man sich jedoch bis zur Hälfte des Films gedulden muss. Ebenso wie auf so etwas wie einen chronologischen Ablauf.

Der ewige Wechsel zwischen den Zeitebenen und den Kameraeinstellungen irritiert wie desorientiert und verhindert eine echte Immersion in das Geschehen. Die sechs Figuren frei von jeder Persönlichkeit tragen ihren Teil dazu bei. Von Corrigan erfahren wir immerhin, dass er Vater ist, von seinen Kollegen wie Andrei Blok (Michael Nyqvist), Daniel Luxembourg (Christian Camargo) oder Katya Petrovna (Karolina Wydra) sogar noch weniger. Wenn dann im späteren Verlauf das Abzählreimschema einsetzt, könnte einem das kaum egaler sein. Aber man ist durchaus dankbar, dass endlich mal etwas passiert, in einem ansonsten reichlich behäbigen Weltraumfilm, der nicht einmal mit guten Effekten aufwarten kann.

Das wäre nicht einmal sonderlich schlimm, wenn der Low-Budget-Film mit dem, was er hat, einfach besser umgehen würde. Dummerweise driftet Europa Report, wenn die Mission dann mal auf dem Jupitertrabanten gelandet ist, wider Willen in Trash-Gefilde ab. Im Finale überschlagen sich zusätzlich zu dem weiterhin ständigen Umschnitt zwischen allerlei Bord-Kameraeinstellungen – darunter eine im Helm, die „Sinnvollerweise“ die Astronauten-Gesichter festhält – die Ereignisse, was das Unverständnis beim Zuschauer noch verstärkt. Das Ende, das vermutlich bedeutungsvoll sein soll, angesichts der Umstände jedoch ebenso verpufft wie alles zuvor Gezeigte, setzt einem reichlich enttäuschenden Film dann die Krone auf.

Bedauernswert ist, dass die Geschichte durchaus Potential gehabt hätte, wenn man sie zum einen chronologischer erzählt und zumindest mit einer identifizierbaren Figur ausgestattet hätte. Ansatzweise wird das zwar mit Pilotin Rosa Dasque (Anamaria Marinca) versucht, aber nicht konsequent zu Ende gedacht. Auch die etwaigen Einblendungen, allen voran das hässliche Icon der Europa One, sind ebenso verzichtenswert wie den Zuschauer an der Hand haltende Betonungen, welche Bedeutung die Mission hat. Alles in allem ist Europa Report in seiner tatsächlichen Form ein Film, dessen Schicksal der Heimkinovermarktung sich spätestens nach Sichtung von selbst erklärt und den man getrost zum Mond schießen kann.

3.5/10

Blu-ray (3D)
Der 3D-Effekt soll dem zumeist im engen Raumschiff spielenden Film vermutlich Tiefe und Räumlichkeit verleihen, was zwar teilweise gelingt, durch den ständigen Schnitt und manche misslungene Kameraposition aber auch mitunter schief geht. Ansonsten ist der HD-Transfer (1080p/1.78:1) der Blu-ray überzeugend und klar ausgefallen, unabhängig vom Found-Footage-Aspekt durch die Bordkameras. Die DTS-5.1-Tonspur ist dabei ebenfalls zufriedenstellend und durchweg verständlich. Als Bonusmaterial warten zwei informative Featurettes zu den visuellen Effekten von John Bair und der Musik von Komponist Bear McCreary sowie eine Fotogalerie.

Die Top 5: Scrubs

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That’s what I’m talking about!

Je besser eine Serie ist, desto konstanter ist ihr Fernsehrating. Oder sogar anwachsend. Wie im Falle von The Big Bang Theory, die inzwischen fast auf einem Level mit Friends angelangt ist und mit durchschnittlich 20 Millionen Zuschauern nur knapp hinter der meist gesehenen Episode von Scrubs liegt. 22,3 Millionen Menschen schalteten zu My Overkill, dem Auftakt zur zweiten Staffel, vor über einem Jahrzehnt ein. Mit 16 Millionen Zuschauern erhielt das zweite Jahr der Sitcom von Bill Lawrence ihre beste Rezeption, ab Staffel 4 gingen die Ratings jedoch zurück und betrugen am Ende nur noch ein Drittel der Glanzzeiten. Nach 169 Folgen und acht Jahren – die 9. Spin-off-Staffel außen vor gelassen – war dann Schluss.

Wie es die Ironie so will, erhielt Scrubs erst ab ihrer vierten Staffel ihre erste Nominierung als Outstanding Comedy Series bei den Emmy Awards. Bei insgesamt nur 12 Nominierungen konnte die Show zwei Preise mit nach Hause nehmen, wirklich gewürdigt wurde sie jedoch stets mehr von einem kleinen Kreis, der am Ende 5,5 Millionen Amerikaner ausmachte. Ein Thema für sich wäre der wahrscheinliche Einfluss von Lawrences Serie auf Genre-Kollegen wie Grey’s Anatomy und House, M.D. mit ihren selbstreflexiven Erzählstimmen und granteligen Star-Doktoren. Was Scrubs auszeichnete, war seine geschickte Kombination eines temporeichen Drehbuchs mit Slapstick und Vignetten sowie der Fokus auf die Hauptfigur.

Diese hörte auf den Namen John ‘J.D.’ Dorian (Zach Braff) und ihre Erlebnisse basierten teils auf denen von Lawrence College-Kumpel Jonathan Doris und dessen Assistenzjahr als Krankenhausarzt. “We’re going to do everything through J.D.’s eyes”, gab Lawrence das Motto der Show vor. So sind es bis auf Ausnahmen auch die Vignetten von Braffs Figur und seine Erzählstimme, die das Publikum begleiten. Als “newbie”, der für Oberarzt Bob Kelso (Ken Jenkins) nur ein Medizinkittel (engl. scrubs) ist, muss J.D. über die kommenden acht Jahre zuerst als Arzt und Internist, aber auch als Mensch reifen. Seine Freunde und Kollegen Chris Turk (Donald Faison) und Elliot Reid (Sarah Chalke) waren ihm da voraus.

Das siebenköpfige Ensemble wird noch komplettiert durch die fürsorgliche Krankenschwester Carla Espinosa (Judy Reyes), den schräg-maliziösen Hausmeister (Neil Flynn) und J.D.’s Mentor Dr. Cox (John C. McGinley), einen narzisstischen Misanthropen. Etwaige Gastdarsteller stießen über die Jahre hinzu, am prominentesten Lawrences Ehefrau Christa Miller als Jordan Sullivan, Aufsichtsratsmitglied des Sacred Heart Hospital und Ex-Frau von Dr. Cox. Jene Gast-Stars sorgten neben der Musik rund um Lazlo Banes Theme-Song “Superman” für den unvergleichlichen Charme von Scrubs. Aber auch die Streiche von J.D. und Turk aneinander sowie im Zusammenspiel mit dem Hausmeister wurden zu echten Klassikern.

Fortschreitende Themen waren neben dem Aspekt des Erwachsenwerdens sicherlich auch die Rolle, die der Zusammenhalt unter den Charakteren gespielt hat. Eine kleine Familie für sich waren diese quasi, sogar mit gelegentlichen Rivalitäten insbesondere in Bezug auf die “guy love” der besten Freunde J.D. und Turk. Aber gerade die Beziehungen von J.D. zu Elliot und Dr. Cox standen stets im Vordergrund. Erstere war eine lange Zeit unglückliche Liebe, die unter J.D.’s Neidsucht litt (von Tara Reids Figur Danni Ende der dritten Staffel in My Self-Examination angesprochen), Letztere ein ungewöhnliche Freundschaft, deren Animosität von Dr. Cox wohl schlechten Erfahrungen mit einem von J.D.’s Vorgängern entstammte.

Derartige ernste Momente, wie der Tod von Ben Sullivan (Brendan Fraser), Laverne Roberts (Aloma Wright) oder persönlicheren Patienten wurden von Lawrence jedoch nur gelegentlich genutzt, was ihre Bedeutung entsprechend verstärkte. Scrubs war eine überaus humorvolle und herzliche Serie, deren Figuren – darunter auch die zweite Garde um den Todd (Robert Maschio), Doug Murphy (Johnny Kastl) oder Snoop Dogg Resident/Attending (Manley Henry) – man schnell liebgewonnen hatte und deren Schrulligkeiten (“Frick!”, “Eeeaagle!”, “Here comes the inside scoop”) nie redundant wurden. Entsprechend konstant war das Niveau der Show, deren fünf gelungensten Folgen nun näher vorgestellt werden sollen:


5.My Fifteen Minutes(Season 1, Episode 8/Lawrence Trilling): Als J.D. und Turk zufällig außerhalb des Sacred Heart einem Kameramann das Leben retten, benutzt Kelso speziell Turk wegen seiner Hautfarbe als positive Werbemaßnahme. Derweil will J.D. mit neugewonnenem Selbstbewusstsein von Dr. Cox eine Bewertung seiner Qualitäten erhalten. In beiden Fällen wird die Rolle von Identitäten sowie auch Selbstreflexion thematisiert.

4.My Changing Ways(Season 4, Episode 25/Victor Nelli Jr.): Das Finale der vierten Staffel beschäftigt sich mit Veränderungen im Leben der Figuren. J.D. bezieht endlich eine eigene Wohnung und fürchtet, seine Freundschaft mit Turk könnte darunter leiden, während Elliot einen neuen Job in einem anderen Krankenhaus annimmt. Beide Figuren sind nunmehr zum ersten Mal auf sich allein gestellt und vollziehen einen großen Reifeprozess.

3.My Clean Break(Season 3, Episode 11/Chris Koch): Der nach Nähe strebende J.D. wird in dieser Folge damit konfrontiert, erstmals in seinem Leben eine Beziehung beenden zu müssen, während er realisiert, dass er immer noch Gefühle für Elliot zu haben scheint. Diese wiederum muss einen Mittelweg finden, sich in ihrem Job als Frau wohlzufühlen, während Dr. Cox damit hadert, dass ihn die Geburt seines Sohnes verweichlicht hat.

2.My Fallen Idol(Season 5, Episode 21/Joanna Kerns): Als Dr. Cox wegen eines Tollwut-Vorfalls drei Organspendepatienten verliert, gibt er sich dem Alkohol und Depressionen hin. Auch sein Schützling J.D. hadert mit dem erschütterten Bild seines Mentors, während er Turk dabei hilft, mit seinem neuen, extrovertierten Vorgesetzten warm zu werden. Eine der seltenen Folgen, die konkret hervorhebt, welche Bedeutung J.D. für Dr. Cox hat.

1.My Super Ego(Season 1, Episode 7/Peter Lauer): Die Vorreiterrolle von J.D. wird durch Jahrgangskollege Nick Murdoch (Sean Hayes) gefährdet, der sogar die Anerkennung von Dr. Cox erhält. Als einem jungen Patienten jedoch nicht zu helfen ist, zeigt sich wie sehr Murdoch die Geschehnisse im Krankenhaus an sich heran lässt. Dadurch realisiert J.D., dass es nicht wichtig ist, der Beste zu sein, sondern harte Umstände zu bestehen.

Filmtagebuch: Oktober 2013

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12 YEARS A SLAVE
(USA 2013, Steve McQueen)
5.5/10

ABBUZZE! DER BADESALZ-FILM
(D 1996, Roland Willaert)
8.5/10

CHRISTINE
(USA 1983, John Carpenter)
6.5/10

DON JON
(USA 2013, Joseph Gordon-Levitt)
5.5/10

DU ZHAN[DRUG WAR]
(CN/HK 2012, Johnnie To)

6/10

EUROPA REPORT(3D)
(USA 2013, Sebastián Cordero)

3.5/10

THE FOG
(USA 1980, John Carpenter)
6/10

THE FROZEN GROUND
(USA 2013, Scott Walker)
5/10

GIRLS GONE DEAD[BIKINI SPRING BREAK MASSAKER]
(USA 2012, Michael Hoffman Jr./Aaron T. Wells )

6.5/10

GLOBAL PLAYER - WO WIR SIND ISCH VORNE
(D 2013, Hannes Stöhr)
5.5/10

GRAVITY
(USA/UK 2013, Alfonso Cuarón)
7/10

HALLOWEEN[EXTENDED CUT]
(USA 1978, John Carpenter)

5.5/10

HOUSE OF CARDS - SEASON 1
(USA 2013, David Fincher/Joel Schumacher u.a.)
6.5/10

IN THE MOUTH OF MADNESS[DIE MÄCHTE DES WAHNSINNS]
(USA 1994, John Carpenter)

5.5/10

IRON MAN 3
(USA 2013, Shane Black)
5.5/10

THE JACKAL[DER SCHACKAL]
(USA/UK/F/D/J 1997, Michael Caton-Jones)

6/10

KAPRINGEN[A HIJACKING]
(DK 2012, Tobias Lindholm)

6.5/10

A LATE QUARTET[SAITEN DES LEBENS]
(USA 2012, Yaron Zilberman)

3/10

MEA MAXIMA CULPA: SILENCE IN THE HOUSE OF GOD
(USA 2012, Alex Gibney)
7/10

MYSTERY SCIENCE THEATRE 3000: TIME CHASERS
(USA 1997, Michael J. Nelson)
4.5/10

PRINCE OF DARKNESS[DIE FÜRSTEN DER DUNKELHEIT]
(USA 1987, John Carpenter)

7/10

SINSEGYE[NEW WORLD]
(ROK 2013, Park Hoon-Jung )

7/10

POSLEDNATA LINEIKA NA SOFIA[SOFIAS LETZTE AMBULANZ]
(HR/BG/D 2012, Ilian Metev)

8/10

TRICK ’R TREAT
(USA 2007, Michael Dougherty)
2/10

VAMPIRES[JOHN CARPENTER’S VAMPIRES]
(USA/J 1998, John Carpenter)
3.5/10

V/H/S/2
(USA/CDN/RI 2013, Simon Barrett u.a.)
4.5/10

THE WAITING ROOM
(USA 2012, Peter Nicks)
7/10

WELCOME TO PINE HILL
(USA 2012, Keith Miller)
7/10

WELCOME TO THE PUNCH[ENEMIES - WELCOME TO THE PUNCH]
(UK/USA 2013, Eran Creevy)

3/10

WEST OF MEMPHIS
(USA/NZ 2012, Amy Berg)
6.5/10

WE STEAL SECRETS: THE STORY OF WIKILEAKS
(USA 2013, Alex Gibney)
4.5/10

YOU’RE NEXT
(USA 2011, Adam Wingard)
4.5/10


Retrospektive: Batman


BATMAN[BATMAN HÄLT DIE WELT IN ATEM]
(USA 1966, Leslie H. Martinson)

8/10

BATMAN
(USA/UK 1989, Tim Burton)
6.5/10

BATMAN RETURNS
(USA/UK 1992, Tim Burton)
8/10

BATMAN: MASK OF THE PHANTASM[BATMAN UND DAS PHANTOM]
(USA 1993, Eric Radomski/Bruce W. Timm)

5/10

BATMAN FOREVER
(USA/UK 1995, Joel Schumacher)
4.5/10

BATMAN & ROBIN
(USA/UK 1997, Joel Schumacher)
3/10

BATMAN BEGINS
(USA/UK 2005, Christopher Nolan)
5.5/10

THE DARK KNIGHT
(USA/UK 2008, Christopher Nolan)
5.5/10

BATMAN: YEAR ONE
(USA 2011, Sam Liu/Lauren Montgomery)
3/10

THE DARK KNIGHT RISES
(USA/UK 2012 Christopher Nolan)
1/10

BATMAN: THE DARK KNIGHT RETURNS, PART 1
(USA 2012, Jay Oliva)
6/10

BATMAN: THE DARK KNIGHT RETURNS, PART 2
(USA 2012, Jay Oliva)
5.5/10

Poslednata lineika na Sofia [Sofias letzte Ambulanz]

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Das ist ein verlorenes Land.

Um Leben und Tod geht es zumeist, wenn eine Notarztambulanz durch die Straßen zu etwaigen Verletzten rast. Jede Minute kann den Unterschied ausmachen, weswegen oft vorgeschrieben ist, wie viel Zeit nach Absetzen eines Notrufs zur Einsatzstelle nötig zu sein hat. Derartige Hilfsfristzeiten betragen in Deutschland zwischen zehn und 15 Minuten, in New York City sind sie auf zehn Minuten festgelegt und die Kollegen der schottischen Ambulanz schafften es 2012 sogar, im Schnitt sechs Minuten und 42 Sekunden zu benötigen. Zeiten, von denen man in Bulgariens Hauptstadt Sofia vermutlich nur Träumen kann. Denn dort gab es lange lediglich ein Reanimationsteam für die gesamte Stadt und ihre 1,2 Millionen Einwohner.

Regisseur Ilian Metev begleitete dieses Team über zwei Jahre lang in seiner Dokumentation Poslednata lineika na Sofia, auch bekannt als Sofia’s Last Ambulance und hierzulande im Oktober unter Sofias letzte Ambulanz auf arte ausgestrahlt. In dem Film, der sich wenig für Statistiken, Fakten und Bestandsaufnahmen interessiert, begleiten wir den Notarzt Krassimir ‚Krassi’ Yordanov zusammen mit Krankenschwester Mila Mikhailova und Fahrer Plamen Slavkov bei einigen ihrer Einsätze. Der Kampf um das Leben ihrer Patienten wird dabei weniger durch deren Unfälle erschwert, als durch die Widrigkeiten der Ausstattung und Stadt. „Das ist ein verlorenes Land“, sagt Plamen an einer Stelle des Films resigniert.

Widerspruch erntet er weder von Krassi und Mila, noch vom Zuschauer. Es ist erschreckend, wenn man beobachtet, unter welchen Bedingungen das Team zu arbeiten hat. Das Funkgerät zur Zentrale funktioniert oft eher schlecht als recht, in einer Szene versucht Krassi rund eine halbe Stunde lang, überhaupt jemanden an den Apparat zu kriegen. Trifft man später an der Einsatzstelle ein, macht unter der angegebenen Adresse dann oftmals keiner auf. Wichtige Einsatzzeit wurde somit verschenkt und bleibt buchstäblich auf der Strecke. Und dass Sofias Straßen augenscheinlich voller Schlaglöcher sind, trägt seinen Teil dazu bei – insbesondere wenn man Patienten mit Beinbrüchen oder kleine, verletzte Kinder transportiert.

Hinzu kommt, dass auch noch einige Kollegen ob der Umstände und entsprechend schlechten Bezahlung vermehrt kündigen. „Unsere ganze Truppe ist vollkommen zerstört“, seufzt Mila in einer Szene. „Bald ist keiner mehr übrig“, ergänzt Krassi hoffnungslos. Der charismatische Notarzt scheint bereits resigniert zu haben und sich seinem Schicksal zu fügen, während Mila als gute Seele des Reanimationsteams noch einen Schimmer am Horizont zu entdecken glaubt. Meist redet sie mehr als Krassi und Plamen zusammen, die Dynamik des Trios ist trotz mancher Reiberei dennoch durchweg spürbar. „Und, läuft’s gut in der Liebe?“, fragt der grauhaarige Krassi in einer Pause seine Kollegin. Small Talk in Sofia.

Da der Film nie die Seite seiner drei Protagonisten verlässt, erzählt Metev seine Geschichte über den Notfallambulanzzustand in Sofia über jenes Trio. Dieses, speziell Mila, zeigt sich stets besorgt und bemüht um seine Patienten, beispielsweise wenn es zur Wohnung eines 28-jährigen Junkies gerufen wird, mit dessen Mutter man diskutiert, wie ihr Sohn von den Drogen loskommen könne. Zwar wäre eine faktische und zeitliche Einordnung bisweilen von Vorteil – der Film scheint unchronologisch geschnitten, da Plamen mal lange und mal kurze Haare hat –, aber die Einbindung von Texttafeln und/oder Talking Heads würde wiederum den Erzählfluss und die Nähe zu den drei sympathischen Figuren stören.

Einen Eindruck vom Zustand des bulgarischen Notfalldienstes im Speziellen wie dem der Stadt Sofia im Allgemeinen – die Ausstattung der Polizei scheint fast noch schlechter als die des Notfallteams – vermittelt Metev mit Poslednata lineika na Sofia dennoch. Etwas schade ist es, dass der Film nach 90 Minuten schon vorüber ist und auf einer ambivalent-traurigen Note endet, würde man doch gerne mehr Zeit an der Seite von Krassi, Mila und Plamen verbringen – vielleicht in Form einer Mini-Fernsehserie. Am Ende stimmt man Plamen womöglich nicht zu, dass Bulgarien ein verlorenes Land ist, aber sicher ist vieles verbesserungswürdig. Zumindest zwei weitere Notfallteams wurden seit dem Filmstart für Sofia eingerichtet.

8/10

Cutie and the Boxer

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Love is a ROAR.

Eine brotlose Kunst ist eine solche, die keine Gewinne erzielt und Künstler bezeichnet, deren Werke kein Einkommen garantieren. Unter diese Kategorie fällt auch Ushio Shinohara, ein japanischer Neo-Dadaist, dessen Werke wie riesige Motorrad-Pappskulpturen sich eher schlecht als recht verkaufen. Zu Beginn von Zachary Heinzerlings Dokumentation Cutie and the Boxer ist Ushio mal wieder mit der Miete für die Studios im New Yorker Viertel SoHo hinterher. Wie das Publikum in der nächsten Stunde durch seine Gattin Noriko erfährt, begleiten die finanziellen Schwierigkeiten das Paar seit Jahrzehnten. Abhilfe soll daher eine neue Ausstellung schaffen. “With this show my reputation is going to go like: BAM”, hofft Ushio.

Zur Hand geht ihm dabei Noriko – wenn auch gezwungenermaßen. Denn eigentlich ist die 58-Jährige selbst Künstlerin, allerdings im Schatten ihres Mannes. Für Ushio eine eheliche Selbstverständlichkeit: “The average one has to support the genius”. Ihre Unzufriedenheit kann Noriko nur in ihren Zeichnungen zum Ausdruck bringen. In ihnen erzählt sie mit Hilfe der nackten, da ärmlichen, Cutie von all den Widrigkeiten ihrer Beziehung zu Ushio, der hierbei bezeichnenderweise “Bullie” heißt. Im Alter von 19 Jahren hatte die frisch aus Japan eingetroffene Kunststudentin den damals 41-jährigen Neo-Dadaisten in SoHo kennengelernt. Ein halbes Jahr später war sie bereits schwanger und ihr Leben dadurch für immer verändert.

Ushio gab sich seiner Arbeit hin sowie Saufgelagen mit seinen Freunden, der Haushalt und die Erziehung von Sohn Alex – im Erwachsenenalter ein Künstler und Alkoholiker wie sein Vater – blieb an Noriko hängen. “With no time to do my artwork I lost my joy of painting”, sagt sie. Ihr fehlt die Wertschätzung von Ushio, der sie sichtlich für selbstverständlich hält. Als er zeitweise während Cutie and the Boxer nach Tokio fliegt, um eine Skulptur loszuschlagen, scheint Noriko richtig aufzublühen in dem Freiraum, den ihr der Alltag nun gewährt. Hier zeigt sich, ebenso wie durch die animierten Segmente ihrer Zeichnungen – die nebst 8mm-Filmmaterial eine Rückblendenfunktion erfüllen –, dass dies Norikos Geschichte ist.

Dabei ist ihr kauziger Mann keineswegs ein schlechter Mensch, auch wenn die Erzählungen von früher ihn nicht im besten Licht zeichnen. Mitunter zeigt Heinzerling durchaus, dass Ushio weiß´, er an Noriko hat. Womöglich spielt hier aber rein, dass er seit einem Vorfall vor ein paar Jahren keinen Alkohol mehr trinkt. Obschon die Kunst der Shinoharas mehrfach die Kamera füllt – wir beobachten Ushio beim „boxen“ seiner Bilder – ist dies weniger eine Dokumentation über zwei Künstler und ihr Werk, sondern über zwei Menschen und ihre Beziehung zueinander. Dass diese funktioniert, führt Noriko auf ihre Gegensätzlichkeit zurück. “Even when we were at each other’s throat, there was passion and love”, beschreibt sie.

Es sei eben keine typische Romanze und ihre Beziehung zu Ushio ein fortwährender Kampf. “But that has made me who I am today”, sieht Noriko es pragmatisch. Als Zuschauer hat man relative wenig Probleme, das Ehepaar Shinohara in sein Herz zu schließen und auch wenn man ihre Kunst nicht zu schätzen weiß, wünscht man ihnen doch mehr Akzeptanz als zu brotlosen Künstlern zu verkommen. Heinzerling gelang dabei mit Cutie and the Boxer dennoch keine herausragende Dokumentation, dafür will die Einbindung der animierten Zeichnungen und alten Filmaufnahmen nicht genug überzeugen. Weniger die Kunstwerke der zwei Figuren als deren Persönlichkeiten hätten mehr in den Vordergrund gestellt werden können.

Denn gerade Ushios 150-Sekunden Boxer-Bilder wirken – ungeachtet ihrer Ansehnlichkeit – nicht unbedingt wie die große Kunst, sondern eher wie die Muse des Augenblicks. Inwieweit seine Werke nun mit dem Neo-Dadaismus zusammenhängen, lässt sich für Kunst-Nichtkenner schwer sagen. Faszinierender als das Werk ist jedenfalls der Künstler selbst, die Kurzweiligkeit von Heinzerlings 82-Minuten-Film trägt ihren Teil hierzu bei. Und die positive Nachricht ist, dass nicht zuletzt aufgrund von Cutie and the Boxer– und dessen sehr guter Aufnahme durch zahlreiche Filmkritiker – die Aufmerksamkeit für die Arbeit der Shinoharas gestiegen sein dürfte. Damit die Tage der brotlosen Kunst für diese vorüber sind.

6/10

Blackfish

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I really know nothing about killer whales.

Der Mensch ergötzt sich gern am Tiere, schließlich sollen wir uns ja diese untertan machen (1.Mo 1,28). Umso schockierter reagiert das Volk dann, wenn es zu Angriffen auf Menschen kommt, durch Tiere, die ihr ganzes Leben lang auf engstem Raum zur Unterhaltung Kunststücke vollführen müssen. Beispielsweise als Anfang des Jahres ein Tiger im Suárez-Zirkus im mexikanischen Bundesstaat Sonora seinen Dompteur totgebissen hat oder als am 24. Februar 2010 im SeaWorld Erlebnispark in Orlando, Florida die Trainerin Dawn Brancheau von dem Schwertwal Tilikum getötet wurde. In ihrer Dokumentation Blackfish arbeitete die Regisseurin Gabriela Cowperthwaite nun diesen Vorfall und andere Schwertwalangriffe auf.

Wer trägt die Schuld an Brancheaus Tod? Die Trainerin selbst, weil sie – wie SeaWorld anführt – ihren Pferdeschwanz nicht entsprechend sicherte, als sie mit Tilikum arbeitete? Der Orca, der bereits zuvor für zwei tödliche Attacken verantwortlich war und ein Jahr nach Brancheaus Tod wieder in die Show integriert wurde? Oder generell die Haltung von Schwertwalen in Erlebnisparks wie SeaWorld? Im Gespräch mit zahlreichen ehemaligen Orca-Trainern, die inzwischen zu Gegnern der Orca-Haltung avancierten, erörtert Cowperthwaite die Begleitumstände, die zum gegenwärtigen Status quo geführt haben. Die Schuld, das zeigt sich zumindest für den Betrachter, liegt letztendlich bei allen (menschlichen) Beteiligten.

“This is the worst thing I’ve ever done”, blickt John Crowe zurück auf jene Zeit, als er und andere Schwertwaljunge ihren Eltern entrissen und an Freizeitparks verkauft haben. Als man dies in den USA verbot, fing man die Orcas eben in Islands Gewässern. So wie Tilikum, der seine Freiheit 1983 im Alter von zwei Jahren aufgeben musste. Stattdessen erwartete ihn eine Zukunft voller kleiner Bassins. “The Orcas were immobile for the most part”, bestätigt Steve Huxter, ein ehemaliger Direktor von SeaWorld. Tilikum selbst, mit 7 Meter Länge und einem Gewicht von 5.400 Kilogramm der größte Orca in Gefangenschaft, wurde meist isoliert gehalten, da die Tiere von den Weibchen geführt werden und er ein großes Opfer darstellte.

Die selbstkritische Einsicht von Crowe lassen viele der Orca-Trainer aber vermissen. “I always thought you needed, like, a masters degree in marine biology to be a trainer”, gesteht Kim Ashdown. Stattdessen musste man nur Individualität besitzen und gut schwimmen können. “I really know nothing about killer whales”, sagt auch Ex-Trainerin Samantha Berg. Oft stammen die Orca-Trainer aus dem Mittleren Westen oder der Ostküste der USA. Aber wirklich eine Ahnung von den Tieren, mit denen sie jeden Tag arbeiteten, hatte keiner. Eine Beziehung zu ihnen, so ihr Glaube, dagegen schon. “A very personal relationship”, sagt Trainer John Jett und sein Kollege Mark Simmons nennt sie: “A relationship like I never had”.

Dass die Behandlung der Tiere inhuman ist oder ein Risiko existiert, kam den meisten von ihnen scheinbar nicht in den Kopf. Und wieso auch, gibt es doch keine wirklichen Aufzeichnungen von Schwertwalangriffen auf Menschen in freier Wildbahn. “They’re amazingly friendly and understanding”, sagt Schwertwalforscher Howard Garrett. “Everything about them is social”, versichert Neurologin Lori Marino. “Everyhing.” Wenn Tilikum also Menschen tötet, dann “because he’s frustrated”. Und wer will es einem Tier verdenken, das fast 30 Jahre lang in Gefangenschaft für Kunststücke herhalten muss? Die Schuld trägt somit, das ist der klare Standpunkt von Cowperthwaites Blackfish, der Erlebnispark SeaWorld.

Damit macht es sich der Film natürlich leicht, gerade die Trainer, die Jahre lang selbst vor Ort waren und erst Probleme haben, als ein Todesfall zu beklagen ist. Ein menschlicher natürlich. Ob es für die Erkenntnis, dass die Arbeit mit von Natur aus wilden Raubtieren zum einen Gefahren bergen könnte und zum anderen unmenschlich gegenüber den Tieren ist, eine Dokumentation gebraucht hat, sei dahingestellt. Wie im Falle von Head Games scheint hier speziell in den USA Aufklärung von Nöten. So bietet Blackfish abgesehen von einem Plädoyer gegen Wildtierhaltung und einer Aufarbeitung tödlicher Attacken durch Tilikum und andere Schwertwale aber nicht genug, um eine ähnliche Tragweite wie The Cove zu erlangen.

6/10

Frances Ha

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Free chair. Totally normal, really.

Als junger Mensch hat man es heutzutage nicht immer leicht. Bereits vor fast einem Jahrzehnt war von einer „Generation Ratlos“ die Rede, aktuell spricht man von einer Generation ohne Zukunft. Manche hangeln sich von Praktikum zu Praktikum, auf der Suche nach einer festen Anstellung, in einigen Ländern wie Spanien ist es mit der Jugendarbeitslosigkeit sogar noch schlimmer. Die Folge ist eine Orientierungslosigkeit, ein Verlorensein. Dabei will jeder nur partizipieren an der joie de vivre– nur kann dies nicht jeder. Mit sich und ihren Lebensumständen hadert auch die 27-jährige Tänzerin Frances Halliday, gespielt von Greta Gerwig, in Noah Baumbachs Frances Ha, einem erquicklichen Beitrag zum Coming-of-Age-Genre.

Darin beginnt Frances zum Jahresende hin allmählich ihr bisheriges Leben zu entgleiten als sie zuerst aus Loyalität zur besten Freundin und Mitbewohnerin Sophie (Mickey Sumner) ihren Freund verliert, dann Sophie als Mitbewohnerin, schließlich ihren Job in einem Tanzensemble und aus Geldmangel daraufhin ihr aktuelles WG-Zimmer. Vieles hiervon ist sicherlich auch selbstverschuldet, immerhin ist Frances zwar relativ süß in ihrer unbekümmerten Art, aber eben auch chaotisch, tollpatschig und – im positiven Sinne – deppert. Für sie kommt ihre Freundschaft zu Sophie an erster Stelle und die Unzertrennlichkeit der beiden Frauen, für deren Fortbestand Frances ihre Beziehung opfert, bildet den Einstieg in den Film.

“We are like a lesbian couple that doesn’t have sex anymore”, scherzt Frances anfangs noch. Später, als Sophie in New York die Stadtteile von Brooklyn nach Tribeca tauscht, wird sie über das Verhältnis zur Freundin dann in der Tat so sprechen, als wären sie ein Paar gewesen. An der 27-Jährigen ist das Leben scheinbar vorbeigezogen und dennoch steht ihr zumindest laut den anderen Figuren eine, wenn auch ungewollte, Reife ins Gesicht geschrieben. Sie sähe älter aus als die in etwa gleichaltrige Sophie, hört Frances von einer losen Bekanntschaft. “Like…a lot older. But less, like, grown up”. Als sie später darüber mit ihrem Mitbewohner Benji (Michael Zegen) spricht, bestätigt auch dieser: “27 is old though”.

In der neuen WG mit Benji und dessen Kumpel Lev (Adam Driver) blüht Frances kurzzeitig auf – nicht zuletzt, da sie in Benji einen ähnlichen Rumtreiber findet. Dieser arbeitet aktuell an einem Drehbuchentwurf für einen dritten Gremlins-Film, sein Leben finanziert er sich wie einige andere Figuren in Frances Ha– darunter auch Sophie – mittels Darlehen von den Eltern. Frances wiederum hat akut Probleme, die $1,200 Miete für ihr WG-Zimmer zusammenzubekommen – speziell als ihr Engagement in der Weihnachtsaufführung ihres Tanzensembles platzt. Für dieses vermochte sie sich nicht recht zu empfehlen, jüngere Tänzerinnen wie Rachel (Grace Gummer) haben der 27-Jährigen seit langem den Rang abgelaufen.

Seinen Höhepunkt erreicht Frances Niedergang in einem Wochenend-Trip nach Paris, den sie quasi zwischen Tür und Angel beschloss und der – chaotisch wie sie ist – letztlich völlig in die Hose geht. Wenn Baumbach dieses Segment dann mit Every 1’s a Winner von Hot Chocolate unterlegt, ist das natürlich kongenial-ironisch. Dennoch wird die schusselige Figur nie zur Lachnummer degradiert, trotz allerlei amüsanter Wortphrasen, die sie von sich gibt. So plant sie, speziell in Paris endlich mal Proust zu lesen. Wo, wenn nicht da? Wann, wenn nicht jetzt? “Sometimes it’s good to do what you’re supposed to do when you’re supposed to do it”, sinniert Frances entsprechend und macht sich auf in Richtung Frankreich.

Die Figur durchlebt hierbei das Gefühl, vom Leben abgehängt worden zu sein. Ihre Suche nach einer abgesicherten Existenz und zugleich einem gewissen Lebensstandard sowie einer Verwirklichung ihrer Persönlichkeit gerät hierbei zum Spiegelbild einer ganzen Generation. Insofern werden insbesondere diejenigen an Frances Ha Gefallen finden, die sich mit dieser Situation identifizieren können. Es können eben nicht alle Sieger sein, manche müssen auch an der Seite stehen und ihnen applaudieren. Diese Selbsterkenntnis, die Noah Baumbach hier abgeschwächt in Form eines Pilgerschritts als „zwei Schritte vor, einen Schritt zurück“ implementiert, schließt letztlich den Reifeprozess von Gerwigs chaotischem Twen ab.

Diesbezüglich eint den Film zumindest thematisch viel mit Lena Dunhams HBO-Serie Girls, allerdings ohne dessen Sex and the City-Einschlag zu nehmen. Die Ähnlichkeiten zwischen Greta Gerwigs Figur und der von Lena Dunham sind jedoch relativ offensichtlich. Dank der Dialoge aus der Feder von Gerwig und Baumbach gewinnt Frances Ha zudem etwas von dem Charme der frühen Werke von Woody Allen, nicht zuletzt aufgrund der Entscheidung, in Schwarzweiß zu drehen. Dies wiederum, ähnlich wie so manche Szenenatmosphäre, weckt natürlich auch Erinnerungen an die Nouvelle Vague. Am ehesten erweckt der Film aber dennoch den Eindruck, Woody Allen hätte eben eine Doppelfolge von Girls inszenieren dürfen.

Mit Leichtigkeit getragen wird das Endergebnis dann von der wie immer exzellenten Gerwig, die Anfang des Jahres bereits in Damsels in Distress (hierzulande als Algebra in Love veröffentlicht) zu gefallen wusste. Nach Greenberg ist es ihre zweite Zusammenarbeit mit Noah Baumbach und weiß dieses thematisch ebenfalls nicht unähnliche Werk sogar noch zu übertreffen. Trotz seines Inhalts kann Frances Ha ob seiner Stimmigkeit und seines Laissez-faire womöglich als Feel Good Movie 2013 angesehen werden, dies könnte aber auch am Soundtrack rund um David Bowies Modern Love liegen. So oder so zählt Frances Ha zu den Filmen des Jahres und zeigt uns Orientierungslosen dabei, dass wir nicht alleine sein.

8/10

Filmtagebuch: November 2013

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THE ACT OF KILLING
(DK/N/UK 2012, Joshua Oppenheimer)
6.5/10

ALBERT NOBBS
(UK/IRL/F/USA 2011, Rodrigo García)
7/10

APRÈS MAI[DIE WILDE ZEIT]
(F 2012, Olivier Assayas)

4.5/10

A BAND CALLED DEATH
(USA 2012, Mark Christopher Covino/Jeff Howlett)
7/10

THE BATTERY
(USA 2012, Jeremy Gardner)
6/10

BEFORE MIDNIGHT
(USA 2013, Richard Linklater)
3/10

BEFORE SUNRISE
(USA/A/CH 1995, Richard Linklater)
7/10

BEFORE SUNSET
(USA 2004, Richard Linklater)
6/10

BLACKFISH
(USA 2013, Gabriela Cowperthwaite)
6/10

BLACK DYNAMITE
(USA 2009, Scott Sanders)
6.5/10

BLANCANIEVES
(E/F/B 2012, Pablo Berger)
5/10

BLUE JASMINE
(USA 2013, Woody Allen)
7/10

THE BRIDE OF FRANKENSTEIN[FRANKENSTEINS BRAUT]
(USA 1935, James Whale)

6/10

CAPTAIN PHILLIPS
(USA 2013, Paul Greengrass)
6.5/10

CHILLERAMA
(USA 2011, Adam Green u.a.)
6.5/10

CUTIE AND THE BOXER
(USA 2013, Zachary Heinzerling)
6/10

DJÚPIĐ[THE DEEP]
(IS 2012, Baltasar Kormákur)

5.5/10

ESCAPE PLAN
(USA 2013, Mikael Håfström)
7/10

FRANCES HA
(USA 2012, Noah Baumbach)
8/10

FRANKENSTEIN
(USA 1931, James Whale)
5.5/10

GIMME THE LOOT
(USA 2012, Adam Leon)
2.5/10

DER HIMMEL ÜBER BERLIN
(D/F 1987, Wim Wenders)
4/10

JFK[DIRECTOR’S CUT]
(USA/F 1991, Oliver Stone)

8/10

MACHETE KILLS
(USA/RUS 2013, Robert Rodriguez)
3/10

MANIAC
(USA/F 2012, Franck Khalfoun)
3.5/10

MONSTERS, INC.[DIE MONSTER AG]
(USA 2001, Peter Docter/David Silverman/Lee Unkrich)

8.5/10

MONSTERS UNIVERSITY[DIE MONSTER UNI] (3D)
(USA 2013, Dan Scanlon)

7/10

ONLY LOVERS LEFT ALIVE
(USA/UK/F/D/CY 2013, Jim Jarmusch)
7/10

OZ THE GREAT AND POWERFUL[DIE FANTASTISCHE WELT VON OZ] (3D)
(USA 2013, Sam Raimi)

5/10

PARADIES: GLAUBE
(D/A/F 2012, Ulrich Seidl)
4/10

PARADIES: HOFFNUNG
(D/A/F 2013, Ulrich Seidl)
7/10

PARADIES: LIEBE
(D/A/F 2012, Ulrich Seidl)
7/10

PARIS, TEXAS
(USA/UK/D/F 1984, Wim Wenders)
7.5/10

PIRANHA 3DD[PIRANHA 2] (3D)
(USA 2012, John Gulager)

7/10

THE SESSIONS
(USA 2012, Ben Lewin)
5.5/10

SIGHTSEERS
(UK 2012, Ben Wheatley)
1.5/10

SOUND CITY
(USA 2013, David Grohl)
5.5/10

THE STING[DER CLOU]
(USA 1973, George Roy Hill)

7/10

THE WORLD’S END
(UK 2013, Edgar Wright)
4/10

ZERO DARK THIRTY
(USA 2012, Kathryn Bigelow)
1.5/10

Retrospektive: Harry Potter


HARRY POTTER AND THE PHILOSOPHER’S STONE
[HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN]
(UK/USA 2001, Chris Columbus)

5.5/10

HARRY POTTER AND THE CHAMBER OF SECRETS
[HARRY POTTER UND DIE KAMMER DES SCHRECKENS]
(UK/USA/D 2002, Chris Columbus)

6/10

HARRY POTTER AND THE PRISONER OF AZKABAN
[HARRY POTTER UND DER GEFANGENE VON ASKABAN]
(UK/USA 2004, Alfonso Cuarón)

7/10

HARRY POTTER AND THE GOBLET OF FIRE
[HARRY POTTER UND DER FEUERKELCH]
(UK/USA 2005, Mike Newell)

6.5/10

HARRY POTTER AND THE ORDER OF THE PHOENIX
[HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHÖNIX]
(UK/USA 2007, David Yates)

7/10

HARRY POTTER AND THE HALF-BLOOD PRINCE
[HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ]
(UK/USA 2009, David Yates)

6.5/10

HARRY POTTER AND THE DEATHLY HALLOWS: PART 1
[HARRY POTTER UND DIE HEILIGTÜMER DES TODES - TEIL 1]
(UK/USA 2010, David Yates)

4/10

HARRY POTTER AND THE DEATHLY HALLOWS: PART 2
[HARRY POTTER UND DIE HEILIGTÜMER DES TODES - TEIL 2]
(UK/USA 2011, David Yates)

2.5/10

The Counselor

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The slaughter to come is probably beyond our imagining.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Das mag sich Ridley Scott gedacht haben, als er vom Originaldrehbuch erfuhr, das Cormac McCarthy verfasst hatte. Seit langem wollte Scott dessen renommierten Roman Blood Meridian auf die Leinwand bringen, nun bot sich in The Counselor die Chance, die Worte des speziell in den USA hochgeschätzten Pulitzerpreisträgers zu verfilmen. Gespickt mit Stars und bekannten Darstellern bis in die Nebenrollen, wurde The Counselor anschließend vom Feuilleton verrissen. Relativ unverständlich, eint den Film doch viel mit der 2007 weltweit gefeierten Adaption von McCarthys Roman No Country for Old Men der Coen-Brüder.

Hier wie da bringt sich der Hauptprotagonist um Kopf um Kragen, als er sich aus Raffgier mit einem mexikanischen Kartell einlässt. Ein – dem Film seinen Titel leihender – Rechtsberater (Michael Fassbender), der allem Anschein nach in finanziellen Schwierigkeiten steckt, teilt einem seiner Klienten, dem flamboyanten Geschäftsmann Reiner (Javier Bardem), mit, dass er bereit sei, in dessen illegale Geschäfte mit dem Drogenkartell mitinvolviert zu werden. Ein weiterer Partner dieses Geschäfts ist der Mittelmann Westray (Brad Pitt), der im Folgenden wie Reiner versucht, den Counselor vor den Risiken und möglichen Folgen der Zusammenarbeit mit dem Juárez-Kartell zu warnen. Doch der Anwalt will davon nichts hören.

Er will seiner Verlobten, Laura (Penélope Cruz), jenes Luxusleben bieten, dem auch Reiner und seine arglistig-kalkulierende Freundin Malkina (Cameron Diaz) frönen. “I always liked smart women”, erzählt ihm Reiner, “but it’s an expensive hobby”. Als jedoch einer der Kuriere des Kartells ermordet wird und sich herausstellt, dass der Counselor eine Verbindung zu ihm besaß, machen sich der Anwalt sowie Reiner und Westray selbst verdächtig. “They don’t really believe in coincidences”, sagt Westray über das Kartell. “They’ve heard of them. They’ve just never seen one.” Und während Westray kurzerhand beginnt, alle Zelte abzubrechen und das Weite sucht, strebt der Counselor nach einer Lösung dieses Konflikts.

Dies wiederum unterscheidet ihn zwar von Llewelyn Moss aus No Country for Old Men, dennoch hat seine Involvierung in Kartellvorgänge für sein Umfeld ähnliche Konsequenzen. The Counselor ist dabei von nicht minder illustren Figuren bevölkert, viele von ihnen in Handlungsstränge integriert, die für den Fortgang der eigentlichen Geschichte wenig erheblich sind. Beispielsweise Bruno Ganz als niederländischer Diamantenhändler, bei dem der Counselor den Verlobungsring für Laura ersteht oder Édgar Ramírez als Priester, dem Malkina versucht, durch sexuelle Anzüglichkeiten nahe zu treten. Insofern hat McCarthys Drehbuch fast schon etwas Episodenhaftes und lebt primär von den Interaktionen seiner Figuren.

Der tragische und gnadenlose Verlauf der Geschichte sowie kleinere narrative Rückrufe im Finale auf Expositionen im ersten Akt lassen The Counselor wie ein shakespearesches Drama wirken. Die Verwicklung mit dem Kartell gleicht einem Schneeball, der einmal ins Rollen geraten, nicht mehr aufzuhalten ist. Hierbei gefallen im Film besonders die Dialogreichen Szenen zwischen Fassbenders Figur und Bardem sowie Pitt und ein kurzer Ausflug nach Chicago mit einer humorvollen Interaktion zwischen John Leguizamo und Breaking Bad’s Dean Norris verkommt fast zum Highlight. Ebenso wie die Konklusion der Geschichte, die sich keinen Hollywood-Konventionen beugen will, sondern dem Œuvre McCarthys folgt.

Problematisch ist lediglich, dass Cameron Diaz – zu der die Jahre nicht nett waren – hier für die kleine, aber ausschlaggebende Figur von Malkina absolut fehlbesetzt ist. Ob die ursprünglich vorgesehene Angelina Jolie eine bessere Wahl gewesen wäre, sei dahingestellt. Hiervon sowie von ein paar Längen im dritten Akt und wenig gehaltvollen Auftritten von Ramírez oder Toby Kebbell abgesehen, bietet der Film jedoch eine vergnügliche Tour de Force. Zwar ist keine der Figuren derart einprägsam wie Anton Chirgurh in No Country for Old Men, dennoch ist The Counselor im direkten Vergleich sicherlich der zugänglichere Film. Selbst wenn eine Adaption von Blood Meridian angesichts der Kritiken für Scott in weite Ferne gerückt ist.

7/10

Aladdin

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Do you trust me?

Heutzutage wäre ein Film wie Aladdin vermutlich undenkbar und dies nicht nur, weil sich in Disney ein US-Studio eines orientalischen Volkmärchens annahm. Schließlich gelang es dem Zeichentrickfilm 1992 nach sieben Wochen über die Weihnachtszeit doch noch auf Platz 1 in den Kinocharts zu klettern und dabei eine 65-prozentige Steigerung gegenüber seinem Startwochenende hinzulegen. Am Ende sollte Aladdin eine halbe Milliarde Dollar einspielen und zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten avancieren – zumindest bis zur Ankunft von The Lion King zwei Jahre später. Nicht von ungefähr spricht man daher vom damaligen Zeitraum Ende der 80er bis zum Ende der 90er von der Disney Renaissance.

Dabei ist Aladdin im Vergleich zu seinen Vorgängern The Little Mermaid und Beauty and the Beast durchaus anders strukturiert. Angefangen mit seiner Einführung, in der dem Zuschauer das Volksmärchen von „Aladin und die Wunderlampe“ als Geschichte in der Geschichte erzählt wird. Irgendwann habe sich diese in Agrabah, “city of mysteries”, ereignet. Speziell zu Beginn bleibt Disney der Vorlage noch verhältnismäßig treu, wenn Aladdin als auserwählter “diamond in the rough” eine verwunschene Höhle betreten muss, um dort eine Öllampe inklusive Dschinn für einen Zauberer zu besorgen. Dieser wird von Jafar, Großwesir des Sultans, verkörpert – uns vorgestellt als “a dark man with a dark purpose”.

Der Kampf um die Öllampe und die Mächte des Dschinn wird fortan eingebettet in eine klassische Romanze. Während “street rat” Aladdin sich nach dem Reichtum und Luxus des Palastlebens sehnt, fühlt sich dort Prinzessin Jasmine wiederum wie in einem Käfig eingesperrt. Weil ihr Vater, der Sultan, sie dem Gesetz nach bald verheiraten muss, sucht die Tochter kurz darauf das Weite. Die Wege der Figuren kreuzen sich und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Mit der Macht des Dschinni und seinen drei Wünschen strebt Aladdin an, mittels Reichtum und in Person von Prinz Ali das Herz von Jasmine und die Akzeptanz des Sultans zu gewinnen. In seiner Summe erzählt Disney somit eine Geschichte von Freiheit.

Aladdin glaubt im Reichtum frei zu sein von seinem Leben in der Gosse, Jasmine wiederum will frei von ihrem Reichtum sein und den Pflichten, die dieser mit sich bringt. Für Dschinni ist das Freiheitsthema derweil ein eher buchstäbliches, ist er doch ein Gefangener der Lampe und der Gier seines jeweiligen Besitzers. In gewissem Sinne sind selbst Figuren wie Jafar, Iago und der Sultan in ihrer Situation Gefangene. Hier findet sich ein Motiv, das auch in anderen Filmen der Disney Renaissance zutage tritt, von Simba oder Scar über das Biest bis hin zu Arielle. Speziell die Antagonisten dieser Filme sind oft Figuren, die meist im wahrsten Sinne des Wortes von den Herrschern (Triton, Mufasa, der Sultan) in den Schatten gestellt werden.

Auch zwischen Jasmine und Arielle finden sich Parallelen, sind beide doch Prinzessinnen, die aus ihrem Palastalltag ausbrechen, um in eine Welt einzutauchen, in der sie nach Hofprotokoll nichts verloren haben. Dies mag womöglich auch daran liegen, dass in beiden Filmen John Musker und Ron Clements Regie geführt haben. Generell überrascht Aladdin durch seine Referenzen ans Mouse House, die seither wohl nur Pixar ähnlich exorbitant betreibt. Hierin unterscheidet sich der Film am deutlichsten von seinen Vorgängern, scheint er doch primär durch die Figur des Dschinni und dessen popkulturelle Anspielungen zu Jack Nicholson oder Arsenio Hall eine Art vierdimensionales Konstrukt zu sein. Jenseits von Zeit und Raum.

Überraschend sind derartige Verweise nicht nur, weil Figuren wie Aladdin mit ihnen nichts anzufangen wissen sollten, sondern dies auch für die eigentliche Zielgruppe des Films gilt. Wie viele Kinder erkennen wohl Ed Sullivan oder Rodney Dangerfield in den Darstellungen von Dschinni? Mit Cameos von Pinocchio oder Krabbe Sebastian und Hommagen wie zu Raiders of the Lost Ark oder The Return of the Jedi tanzt Aladdin sichtlich aus der Reihe des Disney-Pantheons – dem Spaß tut dies jedoch keinen Abbruch. Dennoch vermag der Film nicht vollends in die Sphären von The Little Mermaid oder The Lion King vorzudringen – eben auch, weil ein Großteil des Humors vom Dschinni-Material Robin Williams’ abhängt.

Dass der Komiker nicht jedermanns Sache ist, dürfte unbestritten sein. Ohnehin fällt im Film manches Mal der Humor etwas flach, Sprüche wie des Sultans entlarvende Versicherung “I’m an excellent judge of character” sind fast die Seltenheit. Ebenfalls auffallend ist die nicht immer vollends gelungene Integration von CGI-Elementen in die sonst von Hand gezeichnete Animation. Als Nostalgiker, der mit Aladdin aufgewachsen ist, dürfte man zudem wie in den übrigen Disney-Filmen das nunmehr auf Blu-ray bereinigte Filmkorn vermissen. Und selbst Alan Menkens Lieder wollen nicht ganz so überzeugen wie in den Filmen zuvor und wirken hier zudem ungeschickter platziert, was den Film eher als Musical wirken lässt.

Ein vergnüglicher Spaß ist er jedoch allemal und umso beeindruckender, da eine US-Umsetzung eines orientalischen Volksmärchens wohl in dieser Form in der Post-9/11-Ära kaum mehr vorstellbar ist. Der Erfolg von Aladdin brachte dann nicht nur DTV-Fortsetzungen mit sich, sondern auch eine Serie auf dem Disney Channel. Ähnliches würde auch späteren Disney-Werken wie The Lion King oder Hercules bevorstehen. In Disneys Ehrgeiz multikulturelle Geschichten – Pocahontas und Mulan würden noch auf The Lion King folgen – zu erzählen, ist Aladdin jedenfalls ein überzeugend-unterhaltsamer Ausflug in den orientalischen Raum. Selbst wenn er nicht ganz so gut gealtert ist wie manch andere Disney-Filme.

8/10

The Selfish Giant

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Shoes off!

Britische Sozialdramen sind oft vollkommen anders als Sozialdramen aus anderen Ländern. Zumindest erwecken sie einen solchen Anschein. Schaut man sich Filme wie Fish Tank, This is England und Co. an, wird das Bild einer ärmlichen White Trash Kultur evoziert. Dysfunktionale Familien, die mit viel Wut im Bauch zumeist schreiend miteinander kommunizieren und dabei kaum zwei Sätze ohne das Wörtchen “fuck” in all seinen Varianten auskommen. Insofern fügt sich Clio Barnards Nachfolger ihres renommierten Dokudramas The Arbor vorzüglich in dieses Subgenre der britischen Filmlandschaft ein. The Selfish Giant ist eine atmosphärisch dichte und exzellent gespielte Milieustudie zweier Problemkinder.

Für die Handlung des Films kehrt Barnard wie in The Arbor zurück ins nordenglische Bradford. Hier lernt das Publikum Arbor (Conner Chapman) kennen, einen aggressiven Jungen, der augenscheinlich an ADHS oder einer anderen Verhaltensstörung leidet. Was ihn nicht davon abhält, unentwegt Energy Drinks zu konsumieren. An seine Seite stellt ihm Barnard den kräftigeren Swifty (Shaun Thomas), eines von vielen Kindern einer am Existenzminimum lebenden Großfamilie. Beide Jungen haben nur einander, wird Swifty doch in der Schule aufgrund seiner ärmlichen Verhältnisse und seines Erscheinungsbildes gemobbt. Verstärkt lässt sich der Teenager dann von Arbor in einen destruktiven Strudel reißen.

Eine neue Dimension nimmt die Situation an, als Arbor nach einer Rauferei der Schule verwiesen und Swifty immerhin suspendiert wird. Fortan haben sie auch den Tag für sich und nutzen ihn, um Sperrmüll zu finden, den sie an den Schrotthändler Kitten (Sean Gilder) verkaufen können. Während Arbor angefixt ist von dem Geld, das sich durch Kupferkabel losschlagen lässt, fokussiert sich Swifty auf Kittens Rennpferd, zu dem er eine besondere Beziehung entwickelt. Eine Qualität, die auch Kitten nicht verborgen bleibt, ebenso wie die Probleme, die Arbor ihm bescheren könnte. Die sich andeutende Bevorzugung wird auch dem Knaben deutlich, was sich daraufhin in einem Anflug von Eifersucht niederschlägt.

The Selfish Giant ist die Sorte Film, die keine Helden und Sieger kennt – lediglich Verlierer. Arbors Mutter ist mit der Erziehung ihrer Kinder gänzlich überfordert. Bereits ihr Ältester, Martin (Elliott Tittensor), ist von der Schule geflogen und in die Kriminalität abgerutscht. Was wiederum Konsequenzen auf das Leben seiner Mutter hat. “Every time I try to get us out of trouble, he just gets us deeper in”, zeigt Arbor in Michael Corleone Manier an einer Stelle unerwartet altruistische Einblicke in sein Leben. Sowohl er als auch Swifty wollen mit ihrem Schrotthandel jeweils ihre Mütter finanziell unterstützen. Was bei Swifty umso dringlicher erscheint, da sein Vater – passend ‘Price Drop’ genannt – ihr Hab und Gut verkauft.

Clio Barnard zeichnet eine trostlose Welt, in der speziell für Arbor wahrlich keine Alternative zu dem Leben zu bestehen scheint, in welches er mehr und mehr abrutscht. Eine Gesellschaft am Rande der Gesellschaft – die Figuren wirken größtenteils sich selbst überlassen. Verloren im Nichts ihrer Existenz. Heraus ragt die herzliche Freundschaft von Arbor und Swifty, die streckenweise an Steinbecks Of Mice and Men erinnert und ähnlich tragisch verläuft. Relativ früh wird klar, dass bei der grundsätzlich depressiven Stimmung des Films ein Happy End à la Hollywood nicht möglich scheint. Eine weitere Qualität des britischen Kinos, das weitaus authentischer, realer daherkommt als die buchstäbliche Traumfabrik in den USA.

Im Mittelpunkt des Films steht die eindringliche Darstellung von Conner Chapmans Arbor, der – ohne Vater aufgewachsen – hier zugleich selbst an die Hand genommen gehört, dies aber zugleich in gewisser Weise für Swifty leistet. “If you don’t stand up for yourself, you’ll never have owt”, trichtert er dem sanften Riesen in einer Szene ein. Wie die Jugendlichen in den britischen Genrekollegen sind ihre Altersgenossen – Arbor, Swifty und selbst Martin – orientierungslos. Eine verlorene Generation. Die Vorhersehbarkeit des Films ist dabei kein Manko, zu sehr lebt The Selfish Giant vom starken Spiel seines Ensembles und dem beinahe poetischen Abgesang auf seine Figuren. Vollkommen anders, absolut britisch.

7.5/10

Filmjahresrückblick 2013: Die Top Ten

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It’s a beautiful, beautiful thing, this thing of cinema.
(David Lynch)

Zwar etwas später als sonst üblich soll der obligatorische Rückblick auf das zurückliegende Jahr aber auch auf diesem (Film-)Blog nicht ausbleiben. Die Veteranen unter meinen LeserInnen wissen, das nun viel Blabla über private wie internationale Sehgewohnheiten folgt, nebst Favoritenkür in verschiedenen Rubriken und ein Fazit über die Trends der vergangenen zwölf Monate. Ungeduldige – oder Desinteressierte – dürfen wie gewohnt direkt ans Ende des Beitrags zu meiner Top Ten scrollen, die Übrigen nehme ich wieder mit auf eine kleine Reise, deren Anfang sich bei meiner erneut verstärkten Verschiebung ins Heimkino finden lässt. Hier habe ich nämlich erstaunliche 139 Filme konsumiert, im Kino derweil nur 40.

Wer stark im Kopfrechnen ist, kommt somit auf 179 Filmen insgesamt, was gegenüber 2012 (161) nochmals eine Steigerung darstellt – eben auch dank Heimkinosichtungen. Als Folge ging es also weniger ins Kino (statt 46 nur 40 Mal) und dafür wurden mehr internationale Indie-Produktionen per Video-on-demand und auf Disc begutachtet. Immerhin 25 dieser 40 Kinobesuche gingen dabei auf Pressevorführungen zurück, die gerade zum Ende des Jahres hin allerdings abgenommen haben. Und somit auch der Anteil meiner „gratis“ Kinobesuche gegenüber den sonst regulären Ticketlösungen der Vorjahre. Zwei Mal lockte mich unterdessen lediglich Alfonso Cuaróns Sci-Fi-Film und Überraschungserfolg Gravity ins Kino.

Dieser wurde nicht nur bei Kritikern durch die Bank gelobt und von Kollegen wie James Cameron gar zum Meisterstück verklärt, sondern selbst die Zuschauer sprangen auf das Orbit-Abenteuer an. So schaffte es Gravity in die Top Ten der erfolgreichsten Filme des Jahres und wurde in der Internet Movie Database (IMDb) mit einer Wertung von 8.3/10 der zweitpopulärste Film des Jahres (Stand: 31.12.2013). Damit setzte er sich gegenüber Thomas Vinterbergs Pädophilie-Drama Jagten (8.2/10) durch, der auf Platz 3 einlief, allerdings hatte Gravity zugleich gegenüber Quentin Tarantinos jüngstem Erfolg Django Unchained (8.4/10) das Nachsehen. Zu den drei erfolgreichsten Filmen des Jahres zählte dennoch keiner davon.

Im Gegensatz zum Vorjahr vermochte mit Iron Man 3 nur ein Film die Grenze von einer Milliarde Dollar Einspiel zu überwinden und wurde insofern relativ ungefährdet der klare Sieger des Kinojahres 2013. Ähnlich wie Thor: The Dark World profitierte Shane Blacks Marvel-Sequel dabei wohl vom Avengers-Erfolg des Vorjahres. Wenig verwunderlich ist, dass auch die Plätze 2 und 3 mit Fortsetzungen besetzt sind. Despicable Me 2 avancierte zum ersten Verfolger von Tony Stark und steigerte sich gegenüber seinem ersten Teil zugleich um starke 69 Prozent. Kurz vor Schluss überholte The Hunger Games: Catching Fire zudem noch Fast & Furious 6 und beanspruchte damit die Bronze-Medaille für sich.

Immerhin waren Vin Diesel und Co. die unangefochtenen Könige der bulgarischen Kinos, wo Fast & Furious 6 die Pole Position einnahm. Ähnliches vollbrachte auch Jennifer Lawrences Catching Fire– wenn auch nur in den schwedischen Lichtspielhäusern. Mehr vorzuweisen hat da schon Despicable Me 2, der nicht nur in Südafrika, sondern auch in der Schweiz, den Niederlanden sowie Frankreich und Großbritannien zum Jahressieger wurde. Im Vereinigten Königreich konnte Gru dabei Les Misérables in die Schranken weisen – die Briten hatten schon vor einigen Jahren mit Mamma Mia! ihre Affinität für Musicals zum Ausdruck gebracht. In Spanien amüsierten sich die Iberer derweil am Überraschungserfolg The Croods.

Dass die Belgier gut auf The Smurfs 2 zu sprechen waren, dürfte nicht so überraschend sein, dass die Schlümpfe jedoch auch in Balkanstaaten wie Kroatien, Serbien, Slowenien und der Slowakei die Nummer Eins wurden, schon eher. Der vierte Animationsfilm im Bunde, Pixars Monsters University, zog wiederum Argentinier, Kolumbianer und Uruguayer in seinen Bann – und machte sie zu amerikanischen Außenseitern. Denn in Brasilien, Bolivien, Venezuela, Ecuador, Mexiko und den USA schoss Iron Man 3 an die Spitze, genauso wie in Ungarn. Lachender Dritter war da Peru, das mit Asu mare unterdessen eine einheimische Produktion begünstigte. Und damit waren sie 2013 wieder einmal nicht alleine.

Fast schon Tradition ist, dass Italiener eine einheimische Komödie bevorzugen – in diesem Fall Sole a catinelle. Auch Polen (Drogówka), Tschechen (Babovřesky) und Türken (CM101MMXI Fundamentals) zeigten sich wieder mal patriotisch, wie auch die Asiaten. So erklomm in China Stephen Chows Xi you xiang mo pian die Spitze, in Südkorea 7-beon-bang-ui seon-mul, in Japan Miyazaki-sans finaler Film Kaze tachinu sowie in Thailand Pee Mak Prakanong und in Indien Yeh jawaani hai deewani. Nationale Produktionen waren auch bei den Skandinaviern der Hit. Die Dänen sahen Kvinden i buret, die Norweger Solan og Ludvig – Jul i flåklypa und die Finnen 21 tapaa pilata avioliitto. Und was war in Deutschland?

Auch hierzulande verdrängte kurz vor Jahresschluss noch ein deutscher Film Django Unchained von Platz 1. Und immerhin handelte es sich diesmal dabei nicht um ein Werk des Triumvirats des Schreckens (Schweiger, Schweighöfer, Herbig), sondern um Bora Dagtekins Pauker-Zote Fack Ju Göhte!, über die sich mehr als 4,6 Millionen Deutsche scheckig lachten. Allerdings schafften es auch die üblichen Verdächtigen in die Jahrescharts, landeten Kokowääh 2 und der Schlussmacher doch auf den Plätzen 7 und 8. Weitaus größere Exoten waren da schon Gravity, The Wolverine und Last Vegas, die sich jeweils an die Spitze der Kinocharts in den Ländern Griechenland, Nigeria und Ägypten setzten. Wer hätt’s gedacht?

Ein echter Gewinner des Jahres war allerdings auch Ben Affleck. Vor zehn Jahren bereits abgeschrieben, hielt er im Frühjahr für Argo seinen zweiten Oscar in den Händen. So groß ist wieder das Vertrauen in den Bostoner Burschen, dass man ihm das Batman-Erbe anvertraute, für Zack Snyders Fortsetzung zur Zerstörungsorgie Man of Steel. Auch Jennifer Lawrence war dank Oscargewinn und Hunger-Franchise eine Gewinnerin und zudem everybody’s darling. Ganz so ist es bei Melissa McCarthy nicht, doch mit The Heat und Identity Thief lieferte sie zwei veritable Comedy-Hits ab. Ebenso wie Regisseur James Wan, der mit seinem 20-Millionen-Grusel-Best-of The Conjuring immerhin fast 300 Millionen Dollar Gewinn einfuhr.

Zahlen, an die im Gaming-Bereich allenfalls Grand Theft Auto V, Call of Dury: Ghosts und Co. heranreichen dürften. Das unterhaltsamste Spiel war jedoch keines davon, auch nicht Batman: Arkham Origins oder The Last of Us. Allesamt keine schlechten Spiele, nur bisweilen wenig originell. Vielmehr legte Crystal Dynamics mit dem Lara Croft-Reboot Tomb Raider den klaren Sieger des Jahres vor. Und wo wir schon bei „Serien“ sind: Fand Showtimes Dexter ein unsägliches Ende, zeigte Vince Gilligan mit dem zweiten Teil der fünften Staffel von Breaking Bad nicht nur, wie ein Serienfinale auszusehen hat, sondern wie eine Serie sich Jahr für Jahr von Durchschnitt zum internationalen Klassenprimus wandeln konnte.

Internationale Klasse lieferten 2013 auch wieder zuvorderst die weiblichen Darstellerinnen ab, von denen Cate Blanchett in Woody Allens Blue Jasmine als alkoholgeschwängerte Witwe, die sich der (finanziellen) Realität stellen muss, am meisten Eindruck hinterließ. So wie der junge Conner Chapman als bester Newcomer in Clio Barnards Sozialdrama The Selfish Giant als Problemkind mit Aufmerksamkeitsdefizit und/oder Verhaltensstörung. Effektiv mit seiner Rolle verschmolz Michael Douglas als homosexueller Las Vegas-Entertainer Liberace in Steven Soderberghs HBO-Biopic Behind the Candelabra, was ihm verdientermaßen einen Emmy und vermutlich in Kürze auch einen Golden Globe einbringen wird.

Was bleibt vom Filmjahr 2013? Klar, 3D-Konvertierungen, die jedoch immer noch nirgends überzeugen. Dass Filme auch erfolgreich ohne den Aufpreis laufen können, haben Fast & Furious 6 sowie Catching Fire gezeigt. Ansonsten regieren natürlich die Sequels, auf die nun sogar Pixar augesprungen ist. Wobei auch originäre Filme wie Gravity und The Croods noch Platz in der Top Ten der einträglichsten Filme fanden. Es war letztlich kein großes, aber auch kein allzu schlechtes Jahr. Im Folgenden sollen meine zehn Jahresfavoriten vorgestellt werden, eine vollständige Liste aller von mir gesehenen Filme lässt sich auf Letterboxd einsehen, die Runner Ups und Flop Ten findet sich wie gehabt als erster Kommentar:


10.The Great Gatsby (Baz Luhrmann, USA/AUS 2013): Bildgewaltig und glamourös – willkommen in der Welt von Baz Luhrmann, Hollywoods Mann fürs extravagant Tragische. Was eignet sich also mehr für den Australier als eine Adaption von F. Scott Fitzgeralds Weltroman The Great Gatsby, einer tragischen Liebesgeschichte und zugleich kritischer Sozialkommentar zur Pervertierung des American Dream? Luhrmann gelingt erneut ein Fest für die Sinne, wenn er eine perfekte Welt für unperfekte Menschen schafft.

9.The Central Park Five(Ken Burns et al. USA 2012): Eine Aprilnacht im New York City von 1989 sollte das Leben von sechs Personen verändern als eine 28-jährige Joggerin vergewaltigt sowie fast getötet und fünf Jugendliche für das Verbrechens zu mehreren Jahren Haft verurteilt wurden. Nur dass sie unschuldig waren. Dokumentarfilmer Ken Burns, seine Tochter Sarah Burns und ihr Mann David McMahon geben in The Central Park Five Einblicke in den Fall und die damalige Lage der Stadt.

8.Jeune & jolie(François Ozon, F 2013): Ähnlich wie in Luis Buñuels Belle de Jour erzählt François Ozon von der Selbstprostitution einer schönen wohlsituierten Frau, in diesem Fall einer 17-Jährigen, die ihre Sexualität entdeckt hat. Jeune & jolie wird dabei getragen vom unverbrauchten Spiel des 23-jährigen Models Marine Vacth und ist kein bloßes Pubertätsdrama. Vielmehr erzählt Ozon mittels subtilem Humor und nicht zu knapper Erotik gekonnt einen – zugegeben: ungewöhnlichen – Coming-of-Age-Film.

7.Poslednata lineika na Sofia(Ilian Metev, HR/BG/D 2012): Ist auf den Straßen eine Notarztambulanz unterwegs, kann jede Minute über Leben und Tod entscheiden. Ilian Metev begleitete in seinem Dokumentarfilm Poslednata lineika na Sofia für zwei Jahre das einzige Reanimationsteam der bulgarischen Hauptstadt, welches mit widrigen Mitteln in Ausstattung wie städtischer Peripherie zu kämpfen hat. Dennoch lassen sich Notarzt Krassi, Krankenschwester Mila und Fahrer Plamen nicht unterkriegen.

6.Frances Ha(Noah Baumbach, USA 2012): Wer von uns kennt sie nicht, die Generation Praktikum, die unsicher durchs Leben wandelt und an sich nur an der joie de vivre partizipieren will? Noah Baumbach präsentiert uns eine solche orientierungslose Figur in Person der bezaubernden Greta Gerwig, die vom Leben abgehängt worden zu sein scheint. Frances Ha ist dabei ein filmischer Pilgerschritt, als hätte Woody Allen eine Doppelfolge von Lena Dunhams Girls inszeniert. Der Feel-Good-Film des Jahres.

5.Alan Partridge: Alpha Papa(Declan Lowney, UK/F 2013): Rund 22 Jahre nach seiner Erschaffung lässt Steve Coogan sein inkompetentes Alter Ego, den Radio-Moderator Alan Partridge, auf die Kinozuschauer los. In Alan Partridge: Alpha Papa wird die Kunstfigur in ein Geiselszenario geworfen – und missbraucht dieses sogleich als “siege face” zur Reanimation ihres verlorenen Ruhmes. Herzlicher wird man 2013 nirgends lachen als bei dieser absurd-komischen Komödie von Regisseur Declan Lowney.

4.Tchoupitoulas(Bill Ross IV/Turner Ross, USA 2012): Selten hat man einen Film gesehen, der so harmonisch in seine Umgebung eintaucht und zugleich als Türöffner für das Publikum funktioniert wie Tchoupitoulas. Die Brüder Bill Ross IV und Turner Ross entlassen in ihrem Kunstprodukt drei jugendliche Brüder in einen nächtlichen Ausflug ins French Quarter von New Orleans – das Ergebnis ist ein wahrer Erlebnisfilm, bei dem die Grenzen zwischen Fiktion und Realität miteinander verschwimmen.

3.La grande bellezza(Paolo Sorrentino, I/F 2013): Kaum jemand blickte derart gekonnt auf die High Society wie Federico Fellini. Diesem und seinem Meisterwerk La dolce vita setzte Landsmann Paolo Sorrentino mit La grande bellezza ein Denkmal. Ein audiovisueller Bilderrausch durch die Hautevolee Roms, der Fellini mit Terrence Malick vereint und einer verblichenen Zeit nachtrauert, während sich seine Figuren von Party zu Party hangeln und dabei selbst verlieren. Una omaggia alla bellissima.

2.Stoker(Park Chan-wook, USA/UK 2013): In seinem Debütskript ließ sich Wentworth Miller zwar von Alfred Hitchcock inspirieren, dennoch ist Stoker, zugleich das US-Regiedebüt von Park Chan-wook, sein ganz eigener Herr. Die Coming-of-Age-Geschichte der Halbwaise India, angetrieben von ihrem mysteriösen Onkel, gefällt aufgrund ihrer lebhaften Figuren, allen voran jedoch durch Parks Mise-en-scène und Bildkomposition. Als Resultat wartet ein audiovisueller Hochgenuss – Alfred Hitchcock trifft Dexter.

1.Spring Breakers(Harmony Korine, USA 2012): Mit Spring Breakers legt Harmony Korine seinen unpersönlichsten und doch reifsten Film vor. Das Ergebnis sind avantgardistische Ideen, kombiniert mit Elementen des Arthouse-Kinos im Mainstream-Gewand. Der Film selbst kann dabei als Spiegelbild des Rezipienten gelesen werden, ist je nachdem „nur“ Sex, Drogen und Dubstep für die Facebook-Generation, unter der Oberfläche aber werden malicksche Themen behandelt. Spring Break forever, y’all!

Filmtagebuch: Dezember 2013

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5 BROKEN CAMERAS
(PSE/IL/F/NL 2011, Emad Burnat/Guy Davidi)
7/10

ALADDIN
(USA 1989, Ron Clements/John Musker)
8/10

ALAN PARTRIDGE: ALPHA PAPA
(UK/F 2013, Declan Lowney)
8.5/10

LOS AMANTES PASAJEROS[FLIEGENDE LIEBENDE]
(E 2013, Pedro Almodóvar)

7/10

BASKET CASE
(USA 1982, Frank Henenlotter)
2.5/10

BLICK IN DEN ABGRUND
(A/D 2013, Barbara Eder)
4.5/10

THE CENTRAL PARK FIVE
(USA 2012, Ken Burns/Sarah Burns/David McMahon)
7.5/10

THE COMPANY YOU KEEP
(USA 2012, Robert Redford)
5/10

THE COUNSELOR
(USA/UK 2013, Ridley Scott)
7/10

DIRTY WARS
(USA/AFG/EAK/YAR/IRQ/SP 2013, Rick Rowley)
6/10

DRINKING BUDDIES
(USA 2013, Joe Swanberg)
6.5/10

DUPĂ DEALURI[JENSEITS DER HÜGEL]
(RO/F/B 2012, Cristian Mungiu)

3.5/10

ELYSIUM
(USA 2013, Neill Blomkamp)
5.5/10

EXIT MARRAKECH
(D 2013, Caroline Link)
6/10

LA GRANDE BELLEZZA[LA GRANDE BELLEZZA - DIE GROSSE SCHÖNHEIT]
(I/F 2013, Paolo Sorrentino)

8/10

THE GREAT GATSBY(3D)
(USA 2013, Baz Luhrmann)

8/10

GROWN UPS 2[KINDSKÖPFE 2]
(USA 2013, Dennis Dugan)

6/10

HOME ALONE
(USA 1990, Chris Columbus)
10/10

HOME ALONE 2: LOST IN NEW YORK
(USA 1992, Chris Columbus)
8.5/10

HORS SATAN
(F 2011, Bruno Dumont)
3.5/10

L’INCONNU DU LAC[DER FREMDE AM SEE]
(F 2013, Alain Guiraudie)
6.5/10

INSIDE LLEWYN DAVIS
(USA/F 2013, Ethan Coen/Joel Coen)
6/10

THE KINGS OF SUMMER
(USA 2013, Jordan Vogt-Roberts)
1.5/10

KISEKI[I WISH]
(J 2011, Koreeda Hirokazu)

6/10

LEMALE ET HA’HALAL[AN IHRER STELLE]
(IL 2012, Rama Burshtein)

6/10

LIKE SOMEONE IN LOVE
(F/J 2012, Abbas Kiarostami)
5.5/10

LINCOLN
(USA 2012, Steven Spielberg)
5.5/10

THE LION KING[DER KÖNIG DER LÖWEN]
(USA 1994, Roger Allers/Rob Minkoff)

10/10

THE LITTLE MERMAID[ARIELLE, DIE MEERJUNGFRAU]
(USA 1989, Ron Clements/John Musker)

10/10

THE LONE RANGER
(USA 2013, Gore Verbinski)
8/10

MANQANA, ROMELIC KVELAFERS GAAQROBS
[THE MACHINE WHICH MAKES EVERYTHING DISAPPEAR]
(GE 2013, Tinatin Gurchiani)

6/10

McCULLIN
(UK 2012, David Morris/Jacqui Morris)
7/10

MINASAN, SAYONARA[SEE YOU TOMORROW, EVERYONE]
(J 2013, Nakamura Yoshihiro)

6.5/10

MUD
(USA 2012, Jeff Nichols)
8/10

MUSEUM HOURS
(A/USA 2012, Jem Cohen)
6/10

LA NOCHE DE ENFRENTE[NIGHT ACROSS THE STREET]
(RCH/F 2012, Raúl Ruiz)

4/10

ŌKAMI KODOMO NO AME TO YUKI[AME UND YUKI. DIE WOLFSKINDER]
(J 2012, Hosoda Mamoru)

7/10

O SOM AO REDOR[NEIGHBORING SOUNDS]
(BR 2012, Kleber Mendonça Filho)

6/10

À PERDRE LA RAISON[OUR CHILDREN]
(B/L/F/CH 2012, Joachim Lafosse)

6/10

A PLACE AT THE TABLE
(USA 2012, Kristi Jacobson/Lori Silverbush)
5/10

POZITIA COPILULUI[MUTTER & SOHN]
(RO 2013, Calin Peter Netzer)

5/10

PROMISED LAND
(USA/UAE 2012, Gus Van Sant)
6/10

REWIND THIS!
(USA 2013, Josh Johnson)
5.5/10

LES SALAUDS[LES SALAUDS - DRECKSKERLE]
(F/D 2013, Claire Denis)

6/10

THE SELFISH GIANT
(UK 2013, Clio Barnard)
7.5/10

SPRING BREAKERS
(USA 2012, Harmony Korine)
10/10

STOKER
(USA/UK 2013, Park Chan-wook)
9/10

SONS OF ANARCHY - SEASON 6
(USA 2013, Paris Barclay u.a.)
7/10

SOUTH PARK - SEASON 17
(USA 2013, Trey Parker)
7/10

THE SPECTACULAR NOW
(USA 2013, James Ponsoldt)
7/10

TCHOUPITOULAS
(USA 2012, Bill Ross IV/Turner Ross)
8/10

TO THE WONDER
(USA 2012, Terrence Malick)
6.5/10

THE UNSPEAKABLE ACT
(USA 2012, Dan Sallitt)
5.5/10

UPSTREAM COLOR
(USA 2013, Shane Carruth)
7/10

WHITE HOUSE DOWN
(USA 2013, Roland Emmerich)
5.5/10

LA VIE D’ADÈLE - CHAPITRES 1 & 2[BLAU IST EINE WARME FARBE]
(F/B/E 2013, Abdellatif Kechiche)

7.5/10

VILLAGE AT THE END OF THE WORLD
(DK/UK/KN 2012, Sarah Gavron/David Katznelson)
6.5/10

THE WAY, WAY BACK[GANZ WEIT HINTEN]
(USA 2013, Nat Faxon/Jim Rash)

5.5/10

WHAT RICHARD DID
(IRL 2012, Lenny Abrahamson)
6.5/10

YI DAI ZONG SHI[THE GRANDMASTER]
(HK/CN 2013, Wong Kar-wei )

6/10

Hachi: A Dog’s Tale

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If it’s all right, could I wait with you for the next train?

Er gilt als der beste Freund des Menschen – der Hund. Speziell in Europa wird er als treuer Begleiter gesehen und damit als Sinnbild von Loyalität. Mancher Besucher aus dem arabischen oder chinesischen Raum mag ob der Fürsorge und „Vermenschlichung“ der Caniden in der westlichen Zivilisation die Stirn runzeln, kümmern sich viele Menschen um ihre Hunde doch weitaus mehr als um ihre Mitmenschen und Artgenossen. Vielleicht jedoch nicht zu Unrecht, wie das Beispiel mancher wahrhaft loyaler Hundebegleiter zeigt, die ihren Herrchen auch Jahre nach deren Ableben noch treu blieben. Einer ihrer berühmtesten Vertreter ist Hachikō, dem zuletzt 2009 in Hachi: A Dog’s Tale Ehrerbietung erwiesen wurde.

Hierbei wurde die Originalgeschichte vom Tokio der 1920er Jahre in die modernen USA versetzt, wenn Richard Geres Musikprofessor Parker Wilson eines Abends am Bahnhof seines Vorortes über einen Akita-Welpen stolpert. Kurzerhand nimmt er diesen mit nach Hause, dem Widerwillen seiner Gattin Cate (Joan Allen) zum Trotz. Bald schon sind Parker und Hachi ein Herz und eine Seele, sodass der Hund ihn morgends zum Bahnhof begleitet und von diesem Schlag 17 Uhr auch wieder abholt. Bis zu jenem Tag, an dem er vergebens wartet, da Parker während einer Vorlesung an Herzversagen stirbt. Nichtsdestotrotz erscheint Hachi aber auch die kommenden neun Jahre Tag für Tag pünktlich am Bahnhof.

Entsprechend drückt Lasse Hallström mit seinem Film natürlich auf die Tränendrüse – insofern man denn eine besitzt. Schließlich handelt es sich bei Hachi: A Dog’s Tale um eine berührende Geschichte eines treuen Begleiters, dessen Loyalität die Grenzen des Lebens zu überbrücken scheint. Basierend auf jenem Akita, der Anfang der 1920er Jahre im Besitz des Tokioter Professor Ueno Hidesaburō war, der täglich von der Bahnstation Shibuya ins Zentrum von Tokio fuhr. Bis er 18 Monate später im Mai 1925 an einer Hirnblutung verstarb. Dennoch tauchte Hachikō auch die folgenden neun Jahre täglich in Shibuya auf, ehe er selbst dem Krebs erlag. Dabei ist die Geschichte von Hachikō keineswegs ein Einzelfall.

Ähnlich verlief das Erlebnis um den Hütehund Shep, der sechs Jahre lang täglich an eine Bahnstation im US-amerikanischen Fort Benton kam, wo er die Rückkehr seines verstorbenen Herrchens erwartete, dessen Leichnam von hier den Bahnhof verließ, ehe Shep selbst 1942 von einem Zug erfasst wurde. Stolze 14 Jahre wartete der italienische Straßenhund Fido im toskanischen Borgo San Lorenzo auf seinen Herrn Carlo Soriani, nachdem dieser während eines Bombardements der Stadt am 30. Dezember 1943 ums Leben kam. Die Liste ließe sich noch fortführen, insofern ist Hachi: A Dog’s Tale keine originäre Erzählung, sondern eine von vielen. Was ihr aber dank Hallströms Inszenierung nichts von ihrer Stärke raubt.

Bemerkenswert ist, dass der Film die Geschichte einer bloßen Freundschaft erzählt, frei vom Versuch, Geres Figur durch den Hund charakterlich wachsen oder in neue Bahnen lenken zu lassen. Ohnehin beruht der einzige Konflikt des Films auf dem Ableben der zweiten Hauptfigur zum Ende des zweiten Akts, während zuvor lediglich die Beziehung zwischen Mensch und Hund im Mittelpunkt stand. Der missglückte Versuch, dem japanischen Spitz das Apportieren beizubringen, die freudige Erwartung, den Gefährten am Bahnhof zu sehen. Die übrigen Figuren wie Parkers Tochter Andy (Sarah Roemer), Bahnvorster Carl (Jason Alexander) oder Hot Dog Verkäufer Jasjeet (Erick Avari) sind da nur Staffage.

Daran kann man sich natürlich stören, an dieser konfliktfreien Idylle, die nicht in die Welt mancher Zuschauer passen will. Vergessen werden sollte jedoch nicht, dass der Film selbst lediglich eine Binnenerzählung ist, die Parkers Enkelsohn zu Beginn seiner Klasse berichtet. Die Geschichte wird folglich dem Zuschauer durch die Augen eines Kindes übermittelt und wenn Figuren wie Parker und dessen Familie zu sehr wie „heile Welt“ wirken, mag dies daran liegen, dass sie dem Enkelsohn als solche vermittelt wurde. Es geht Hallström trotz der wahren Geschichte als Vorlage nicht um ein authentisches oder unperfektes Bild der Realität, sondern darum, das Gefühl der Hingabe (engl. devotion) zu transportieren.

Getragen wird Hachi: A Dog’s Tale dabei weniger von seinem überzeugend aufspielenden (menschlichen) Ensemble als von der nuancierten Darstellung der drei Akitas, die Hachi in den drei entscheidenden Stadien seines Lebens mimen. Speziell die alte Version nach dem Ableben von Parker spielt die übrige Besetzung mühelos an die Wand, wenn mit hängender Rute und hoffnungslos-hingebungsvollem Blick bei eisiger Kälte die Rückkehr des Freundes erwartet wird. Zugleich wohnt der finalen Präsentation von Hachi natürlich eine gewisse Tragik inne, ist sie doch Ausdruck dessen, dass der Akita am Verlust seiner Bezugsperson zu Grunde ging. Entsprechend ergreifend gerät daraufhin das Schlussbild.

Diskutabel ist sicherlich, ob es der Form der Binnenerzählung und damit der etwas leblosen Figur des Neffen bedurfte, auch an der finalen Szene von Hachi dürften sich die Geister streiten, attestiert Hallström doch darin, dass der Akita mehr als nur ein Tier ist. Vielmehr wird ihm hier endgültig eine Seele zugeschrieben, der Hund und seine Emotionswelt somit auf eine Stufe mit seinen menschlichen Begleitern gestellt. Sicher keine leichte Kost für all jene, denen jeglicher Respekt gegenüber Tieren abgeht. Dennoch ist Hachi: A Dog’s Tale nicht nur ein Film für Hundehalter oder –liebhaber, sondern ein bewegendes Manifest von Hingabe und Treue. Glücklich darf sich somit jede/r schätzen, die über jemand wie Hachi im Leben verfügt.

8/10

Ao no roku gô [Blue Submarine No. 6]

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This is the end of the world.

Jedes Teilchen hat sein Antiteilchen, jede Idee somit ihren Gegenentwurf – sei es Gott und Teufel oder Krieg und Frieden. Wo es eine Utopie gibt, muss es also auch ein Dystopie geben. Eine Gesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt hat. Eine einprägsame Dystopie schuf Ozawa Satoru 1967 in seinem dreibändigen Manga Ao no roku gô, der bei uns im Westen als Blue Submarine No. 6 vertrieben wurde. Erzählt wird von einem verrückten Wissenschaftler, von Mensch-Tier-Hybriden und von dem Kampf zweier Parteien um Sein oder Nichtsein. Rund 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung adaptierten Chigira Kôichi und Maeda Mahiro Ozawa-sans Manga für eine gleichnamige, vierteilige Original Video Animation (OVA).

In dieser hat der Wissenschaftler Zorndyke dafür gesorgt, dass die Polkappen der Erde zerstört wurden, was einen Anstieg der Meereslevel nach sich zog. Genauso wie eine Instabilität der Erdkruste, die sich nun bewegt und das Ende der Menschheit herbeiführen könnte. Zugleich schuf Zorndyke Hybriden aus Mensch und Tier, die ihn wie einen Gott verehren, während die Überreste der Menschheit ihn mit ihrer Blue Submarine Flotte zu bekämpfen versuchen. Der Kapitän von Blue Submarine No. 6, Iga Tokuhiro, schickt derweil Offizierin Kino Mayumi aus, um den desertierten Piloten Tetsu Hayami zurück an Bord zu bringen, während Zorndykes „Sohn“ und Admiral, Verg, den nächsten Angriff auf die Blues plant.

Passenderweise ist Blue Submarine No. 6 selbst ein Hybrid, eine Mischung aus 3D-Computereffekten sowie traditioneller Animation. Was die OVA zu einem Pionier auf diesen Gebiet macht – allerdings keinem, dessen es wirklich gebraucht hätte. Denn die 3D-Elemente sind reichlich schlecht gealtert – insofern sie je überzeugt haben – und allen voran überflüssig. Denn der Film zeichnet sich durch eine ausgesprochen gelungene Animation aus, die sich auch heutzutage noch im Genre behaupten könnte. Wären da nicht die bisweilen auftretenden Computereffekte, die einen eher aus dem Moment herausreißen. Abzuwarten bliebe, ob dies bei der im Januar erscheinenden (US-)Blu-ray weiterhin der Fall sein dürfte.

Einprägsamer als die Animation ist Ozawa-sans Geschichte, um die Bedrohung von Zorndyke und seinen Geschöpfen. „Die Menschen haben sich nicht zu ihrem Vorteil entwickelt“, erläutert der Wissenschaftler später seine Motive. Zerfressen von Neid, Wut und Zorn seien sie, dabei hätte die Wissenschaft dann auch noch der Natur den Rücken zugewandt. „Und jetzt muss die Menschheit die Konsequenzen tragen“, beschließt Zorndyke. Am „Sinnvollsten“ erschien es dem Soziopathen, sie zu dezimieren – und sie für seine neue, verbesserte Rasse der Mensch-Tier-Hybriden zu perfektionieren. Eine kaum überschaubare Masse an Geschöpfen, von denen nur Verg eine erkennbare Persönlichkeit zu besitzen scheint.

Die lässt den Admiral natürlich in ihren Charakterzügen weitaus mehr seinen Widersachern ähneln, ist Verg doch von Hass und Rachsucht getrieben. Der Gott-Charakter von Zorndyke wird da verstärkt, wenn er gegen Ende offenbart, dass ihm seine Geschöpfe entwachsen sind. „Alles, was ich noch tun kann“, sagt er, „ist zusehen“. Weitaus mehr am Idealbild orientiert sich da eine Myutio, ein Exemplar einer Art Meerjungfrau, der Hayami während eines Gefechts das Leben rettet. Seine im Verlaufe der Geschichte vertiefte Beziehung zur Myutio wird es sein, die ihn in Kontakt mit einem Musuka – einem Pottwal-Pendant der Submarines – bringt und ihm veranschaulicht, was Zorndyke ursprünglich vorgehabt haben mag.

Mit Verstand und Gefühlen habe er sie ausgestattet – zwei Merkmale, die bis auf Hayami allen übrigen Figuren abzugehen scheinen. Insofern zeigt sich, dass in Blue Submarine No. 6 der Kampf für das Bestehen der Menschheit von deren Menschlichkeit abhängig ist. Trotz etwaiger Kampfszenen wird das finale Gefecht nicht offen miteinander, sondern vielmehr von den Figuren mit sich selbst ausgefochten. Dies wiederum rückt den Film speziell in seiner zweiten Hälfte verstärkt in das Genre des Antikriegsfilms, ist doch gerade die vierte Episode ausschließlich auf die Aufklärung der gewaltsamen Auseinandersetzung fokussiert. Oder wie Zorndyke zu Hayami und Kino sagt: „Ihr könnt voneinander lernen“.

Kritisiert wird der Film oftmals für seine nur geringfügig ausgearbeiteten Charaktere, allen voran Hayami als Hauptprotagonist. Sicherlich nicht ungerechtfertigt, bleiben doch die meisten Figuren, darunter auch Kino, ausgesprochen blass. Motive und Emotionen von Hayami selbst werden dabei nur grob angedeutet oder in einer Rückblende zu Beginn von Episode 3 angerissen. Grundsätzlich dürfte der fünfbändige Manga, eine Neuauflage zu seiner ursprünglichen Serie von Ozawa-san selbst Ende der 1990er Jahre verfasst, nochmals eine Vertiefung darstellen. Viel Interpretationsspielraum wird folglich dem Zuschauer überlassen, da Blue Submarine No. 6 ohnehin zuvorderst über seine Atmosphäre funktioniert.

Fans von Animationsfilmen, insbesondere von Manga, oder dystopischer Szenarien dürften dennoch ziemlich angetan von Blue Submarine No. 6 sein. Gerade hinten raus gewinnt der Film viel an Emotionalität und Tiefgang, gefällt durch seine faszinierende Geschichte und seine, gerade für eine OVA, einprägsame visuelle Gestaltung. Wenn T.S. Eliot in The Hollow Men schrieb, dies sei, wie die Welt zugrunde ginge, “not with a bang but with a whimper”, stellt Ao no roku gô zumindest im Ansatz das Antiteilchen zu dieser Aussage dar. Zwar endet dessen Welt nicht, sondern verändert sich nur. Jedoch ebenfalls nicht mit einem Knall, sondern einem Anflug von Menschlichkeit. Es besteht also Hoffnung, auch in der Dystopie.

8/10

Pāfekuto Burū [Perfect Blue]

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Excuse me... who are you?

Schon Albert Einstein wusste, dass die Realität nur eine Illusion ist – „allerdings eine sehr hartnäckige“. Das Spiel um Sein und Schein, das von René Descartes’ Erkenntnistheorie bis hin zu Philip K. Dick reicht, begleitet die Menschheit seit Jahrhunderten. Auch Kon Satoshi spielte mit erkenntnistheoretischen Ideen, darunter in Pāfekuto Burū, im Westen als Perfect Blue vertrieben. „Woher weißt du, dass du jetzt dieselbe Person bist wie vor einer Minute?“, lautet eine Frage, der sich Protagonistin Kirigoe Mima (Iwao Junko) darin stellen muss. Als sie ihre J-Pop-Gruppe Cham für eine Karriere als Fernsehdarstellerin verlässt, scheint sie sich mit der Zeit sprichwörtlich selbst zu verlieren. Mit tödlichen Konsequenzen.

Eigentlich sollte ihre Schauspielkarriere der nächste Schritt für die junge Frau sein, doch ihre Umwelt nimmt den beruflichen Wechsel nicht so gut auf wie ihr Agent Tadokoro (Tsuji Shinpachi). Während Cham wider Erwarten Charterfolge feiert, sieht sich Mima gezwungen, Kompromisse einzugehen, um in ihrer Miniserie mehr screen time zu erhalten. Auf eine Vergewaltigungsszene folgen Nacktbilder und die alte und neue Mima scheinen sich immer mehr voneinander zu entfernen. So sehr sogar, dass sie parallel zu existieren scheinen, wenn sich Mima im Internet auf einem Blog – scheinbar „ihrer“ – Kritik an ihren Entscheidungen gefallen lassen muss. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

Hinzu kommt, dass ein vermeintlicher Stalker in Person von Uchida (Ōkura Masaaki) jede Person zu eliminieren scheint, die an dem Image von Cham-Mima kratzt. Auch Mimas Managerin Rumi (Matsumoto Rica) ist von den Veränderungen ihrer Klientin wenig begeistert, sollte Mima doch jene Sängerkarriere anstreben, die Rumi selbst ihrer Zeit verwehr blieb. Als sich die Taten der einen Mima jedoch verstärkt auf das Leben der anderen Mima auswirken, zweifelt diese an ihrem eigenen Verstand. War sie in jenem Geschäft einkaufen, wie sie auf „ihrem“ Blog geschrieben hat? „Eine Illusion kann sich nicht materialisieren“, sagt man ihr zwar, dennoch verabschiedet sich langsam aber sicher ihr Bezug zur Realität.

Hilfreich ist es da wenig, dass Kon Satoshi seinen Film auf eine Metaebene verlagert, wenn die Geschehnisse von Mimas TV-Serie Double Bind mehr und mehr sich mit denen ihres Lebens überschneiden. Es stellt sich ferner die Frage, um welche Form von Mimesis es sich hier handelt: life imitating art oder art imitating life? Dies wird dann im dritten Akt von Perfect Blue verstärkt, wenn Mima gesagt wird, sie müsse sich „ans Drehbuch halten“. Ist ihr Leben nur eine Episode von Double Bind? Eine Mise-en-abyme? „Ich bin ich“, sagt sie sich wie ein Mantra als ihr Cham-Mima wieder mal erscheint und erinnert damit wiederum an René Descartes’ ersten unbezweifelbaren Satz seiner Erkenntnistheorie (lat. ego sum, ego existo).

Dies alles kanalisiert sich jedoch erst gegen Ende des zweiten Akts, allzu philosophisch kommt Kons Psycho-Thriller – der ursprünglich als Realfilm umgesetzt werden sollte, ehe es an der Finanzierung mangelte – dabei nicht einmal daher. Die angesprochenen Punkte spielen sich eher auf einem subtilen Level ab und wirken wie eine Melange aus Alfred Hitchcock und Philip K. Dick. Speziell im dritten Akt überschlagen sich allerdings dann die Ereignisse und Perfect Blue nimmt ein ungeahntes Tempo an. Besonderen Eindruck hat Kon mit seinem Werk dabei bei seinem Kollegen Darren Aronofsky hinterlassen, der eine Szene des Film in Requiem for a Dream Hommage erwies sowie allerlei Elemente in Black Swan zitierte.

Wie so oft bei japanischen Produktionen ist die Animation hierbei tadellos und lässt keine Wünsche übrig, wie auch die musikalische Untermalung vom J-Pop Cham’s bis hin zum regulären Score atmosphärisch die Geschichte verdichtet. Kon Satoshi spielt in Pāfekuto Burū gekonnt mit verschiedenen geschickten Einstellungen und Ideen, auch wenn sich der angedeutete Identitätsverlust von Mami letztlich doch zu sehr auf sie selbst beschränkt und mancher Aspekt, wie Uchidas Rolle oder das relativ eindeutige Ende, noch hätten vertieft werden können. „Ich bin echt“, sagt Mami daher zum Schluss einer Geschichte, an der sie vielleicht weniger zu sich selbst gefunden als sich womöglich schlicht neu erfunden hat.

8.5/10

Filmtagebuch: Januar 2014

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AKIRA
(J 1988, Ōtomo Katsuhiro)
8.5/10

AO NO ROKU GÔ[BLUE SUBMARINE NO.6]
(J 1998, Mahiro Maeda/Kôichi Chigira)

8/10

BLADE RUNNER[FINAL CUT]
(USA/UK/HK 1982/2007, Ridley Scott)

8/10

FINDING NEMO[FINDET NEMO]
(USA 2003, Andrew Stanton/Lee Unkrich)

9/10

HACHI: A DOG’S TALE[HACHIKO - EINE WUNDERBARE FREUNDSCHAFT]
(USA/UK 2009, Lasse Hallström)

8/10

HOTARU NO HAKA[DIE LETZTEN LEUCHTKÄFER]
(J 1988, Takahata Isao)

6/10

INOSENSU[GHOST IN THE SHELL 2 - INNOCENCE]
(J 2004, Oshii Mamoru)

8/10

THE INVISIBLE MAN[DER UNSICHTBARE]
(USA 1933, James Whale)

5.5/10

KÔKAKU KIDÔTAI[GHOST IN THE SHELL]
(J 1995, Oshii Mamoru)

8/10

KÔKAKU KIDÔTAI 2.0[GHOST IN THE SHELL 2.0]
(J 2008, Oshii Mamoru)

7.5/10

THE MATRIX
(USA/AUS 1999, Andy Wachowski/Lana Wachowski)
7.5/10

MEGA SHARK VERSUS CROCOSAURUS
(USA 2010, Christopher Ray)
0/10

PĀFEKUTO BURŪ[PERFECT BLUE]
(J 1997, Kon Satoshi)

8.5/10

PAPURIKA[PAPRIKA]
(J 2006, Kon Satoshi)

8/10

PHANTOM OF THE OPERA[PHANTOM DER OPER]
(USA 1943, Arthur Lubin)

6/10

SAMĀ WŌZU[SUMMER WARS]
(J 2009, Hosoda Mamoru)
8/10

SHERLOCK: THE EMPTY HEARSE
(UK 2014, Jeremy Lovering)
5.5/10

SHERLOCK: HIS LAST VOW
(UK 2014, Nick Hurran)
7.5/10

SHERLOCK: THE SIGN OF THREE
(UK 2014, Colm McCarthy)
5/10

SLEEPERS
(USA 1996, Barry Levinson)
6.5/10

SPRING BREAKERS
(USA 2012, Harmony Korine)
10/10

STREET FIGHTER
(USA/J 1994, Steven E. de Souza)
6/10

SUPER MARIO BROS.
(USA/UK 1993, Annabel Jankel/Rocky Morton)
5/10

SUPERSTAU
(D 1991, Manfred Stelzer)
7/10

SUTORENJIA: MUKÔ HADAN[SWORD OF THE STRANGER]
(J 2007, Andô Masahiro)
8/10

TOKI O KAKERU SHŌJO[DAS MÄDCHEN, DAS DURCH DIE ZEIT SPRANG]
(J 2006, Hosoda Mamoru)
10/10

UP[OBEN]
(USA 2009, Pete Docter)

5.5/10

WHEN WE WERE KINGS
(USA 1996, Leon Gast)
6.5/10

WRECK-IT RALPH[RALPH REICHT’S] (3D)
(USA 2012, Rich Moore)

6.5/10

Retrospektive: Top Ten 2010


MARY & MAX
(AUS 2009, Adam Elliot)
8/10

I LOVE YOU, PHILLIP MORRIS
(F/USA 2009, Glenn Ficarra/John Requa)
8/10

AN EDUCATION
(UK/USA 2009, Lone Scherfig)
7.5/10

UN PROPHÈTE[EIN PROPHET]
(F/I 2009, Jacques Audiard)
7.5/10

THE END OF THE LINE
[DIE UNBEQUEME WAHRHEIT ÜBER UNSERE OZEANE]
(UK 2009, Rupert Murray)
8.5/10

A SINGLE MAN
(USA 2009, Tom Ford)
8/10

EXIT THROUGH THE GIFT SHOP 
[BANKSY - EXIT THROUGH THE GIFT SHOP]
(UK 2010, Banksy)
8.5/10

SIN NOMBRE
(MEX/USA 2009, Cary Fukunaga)
8.5/10

FOOD INC.
(USA 2008, Robert Kenner)
8.5/10

HERBSTGOLD
(D/A 2010, Jan Tenhaven)
8.5/10

Mein Leben in 10 Songs

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Stöckchen-Alarm in der Blogosphäre! Eiskalt schlugen in dieser Woche die Kollegen von SchönerDenken zu und bewarfen mich mit einem Stöckchen zur individuellen Song-Bedeutung. Kollege Bullion ratterte bei sich gleich derer 25 runter, meine Bewerfer kürzten derweil bereits von 15 auf 10 Stücke runter. Eine gute Idee wie ich finde, da Musik in meinem Leben eine eher untergeordnete Rolle spielt. Dennoch habe ich 10 Lieder ausgewählt, zu denen ich zumindest ein wenig erzählen kann. Ready, Set, Go:

1.Freddie Mercury – Living on My Own(1993): Die erste Maxi-CD die ich mir in meinem Leben gekauft hatte, allerdings die 1993er und nicht die 1985er Version. Als 10-jähriger Knirps hatte es mir besonders Mercurys “Dee do dee do dee do dee do day oh” angetan.

2.John Miles – Music(1976): Während eines Familien-Ski-Tripps nach Sölden das erste Mal im Auto gehört und sofort darauf bestanden, dass es fortan in der Endlosschleife laufen sollte, während ich auf der Rückbank mich an den Tempo-Variationen des Stücks erfreute.

3.East 17 – Stay Another Day(1994): Die einen mochten New Kids on the Block, die anderen Take That, mir hatte es als Teenager wiederum East 17 angetan, für die exemplarisch dieses Stück stehen darf in einer Reihe vieler toller Songs.

4.Die Toten Hosen – Alles aus Liebe(1993): Als es während eines Schullandheim-Aufenthalts zu einem Talentwettbewerb zwischen den verschiedenen Zimmern kam, wurde dieses Lied kurzerhand von meiner Bude in Karaoke-Manier vorgetragen. Und zugleich dazu genutzt, einem Schwarm vor versammelter Stufe seine Gefühle zu gestehen.

5.Die Prinzen – Alles Nur Geklaut(1993): Die Prinzen begleiteten mich ebenfalls wie East 17 über viele Jahre und prägten eine Deutsch-Pop-Phase meines Lebens. Etwaige Lieder wie dieses konnten problemlos mitgegröllt werden und bildeten die musikalische Untermalung für viele Tage an meinem Super Nintendo.

6.Dune – Hardcore Vibes(1995): In meinem ersten Gymnasialjahr erlebte ich beim Abi-Scherz des Abschlussjahrgangs mein erstes Dance-Lied, was für mich damals jedoch eher – als Musiklaie – unter Techno-House abgespeichert wurde. Einprägsam war die Aktion dennoch und bis heute verbinde ich mit dem Song jenen Abischerz im Schulfoyer.

7.Coldplay – The Scientist(2002): Ähnlich wie East 17 und Die Prinzen begleiteten Coldplay eine Zeit mein Leben als so genannte Lieblingsband, auf die ich durch das schräge Video zu diesem Song aufmerksam wurde. Später erhielten die Lyrics noch eine spezielle emotionale Bedeutung bezüglich einer persönlichen Bekanntschaft.

8.The Sounds – Tony the Beat(2007): Viele Lieblingsbands hab ich über die Jahre kommen und gehen sehen, The Sounds begleiten mich jedoch seit Jahren – genauer seit diesem Stück. Inzwischen werden die neuesten Alben der schwedischen Indierocker blind von mir gekauft. Gibt es einen größeren Vertrauensbeweis?

9.Chvrches – The Mother We Share(2012): Auch wenn Daft Punk im vergangenen Jahr das gelungenste Album auf den Markt brachten, waren Chvrches – wohl nicht nur für mich – die Entdeckung des Jahres. Speziell dieses Lied avancierte für mich zum Song 2013, den ich auch jetzt noch wöchentlich höre.

10.Journey – Don’t Stop Believin’(1981): Last but not least erhält den hier zwar zehnten, in Wirklichkeit jedoch ersten Platz mein absolutes Lieblingslied. Wie genau wir zueinander fanden, weiß ich dabei gar nicht mehr. Dafür aber, dass wir für immer zusammenbleiben.

Akira

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Why do you always have to save me?

Keine 280 Seiten stark ist J.R.R. Tolkiens The Hobbit, was einen Mann wie Peter Jackson jedoch nicht davon abhält, daraus eine 9-stündige Filmtrilogie zu wälzen. Was der Vorlage fehlt, wird einfach durch Appendixe oder Wiederholungsszenen der Lord of the Rings-Serie aufgefüllt. In der Filmbranche ist ein derartiges Aufblähen bei einer Buchadaption eher ein Ausnahmefall. Denn in der Regel werden allerlei Charaktere und Nebenhandlungsstränge aus der Verfilmung gekürzt, notfalls zumindest der finale Band einer Romanreihe auf zwei Filme ausgedehnt. Entsprechend war 1988 klar, dass Ōtomo Katsuhiro vor einem Problem stand, als es darum ging, seinen über 2.000 Seiten starken Manga Akira zu verfilmen.

Dieser war von 1982 bis 1990 als Schwarzweißserie im Young Magazine erschienen, bei uns in Deutschland brachte ihn von 1991 bis 1996 der Carlsen Verlag in 19 Bänden auf den Markt. Insofern dürfte deutlich sein, dass Film und Manga nicht identisch miteinander sein konnten – nicht zuletzt, da der Manga zeitlich nach dem Film abschloss. Und in der Tat muss der Zuschauer in Akira auf viele Nebenhandlungen sowie -figuren ganz verzichten, während einige (big player) unter ihnen wie Miyako, Nezu oder Ryu teilweise gar karikiert und für den Handlungsverlauf ignoriert werden. Im Grunde konzentriert sich Ōtomo-san in seinem Film zuvorderst auf die erste Hälfte seines Mangas – was grundsätzlich funktioniert.

Am Anfang beider Geschichten steht jene verhängnisvolle Nacht in einem von einem Dritten Weltkrieg gebeutelten Japan der Zukunft, in der es die Motorrad-Gang von Schüler Kaneda (Iwata Mitsuo) in den Altstadtteil von Neo-Tokio zieht. Als das Gangmitglied Tetsuo (Sasaki Nozomu) dort einen Unfall erleidet, weil er mit einem ergrauten Jungen kollidiert, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Das Militär erscheint und entführt den verletzten Tetsuo mit auf die Basis. Dort stellt sich heraus, dass in dem Schüler ungeahnte telekinetische Kräfte geweckt wurden. Diese wiederum drohen in Akira jene Person zu wecken, die Jahrzehnte zuvor durch eine Gewaltentladung ihrer eigenen Kräfte jenen Dritten Weltkrieg entfachte.

Unterdessen trifft Kaneda auf die junge Kei (Koyama Mami), die Mitglied in einer terroristischen Widerstandsbewegung ist, die Akira für ihre eigenen Zwecke gewinnen will. Gemeinsam versuchen sie schließlich, Zugang zu Tetsuo und zu dem Militärkomplex zu erhalten, in dem sich er sowie andere übernatürlich begabte Subjekte wie Tetsuo und Akira aufhalten. Dort ist der leitende Colonel Shikishima (Ishida Taroh) wiederum mit seinem Forscherteam bestrebt, ein zweites Erwachen von dem seiner Zeit in Kälteschlaf versetzten Akira um jeden Preis zu verhindern, während Tetsuos unkontrollierbare Kraft mehr und mehr wächst und hierbei droht, ihren jugendlichen Wirt zu übermannen. Ist Neo-Tokio noch zu retten?

So weit die stark reduzierte Filmhandlung, die als komprimierte Version des Mangas fungiert und zuvorderst durch ihre Cyberpunk-Elemente zu beeindrucken wusste. Grundsätzlich waren für die filmische Verarbeitung einige Zugeständnisse nötig, darunter der Gore-Gehalt der Vorlage. Auch Kaneda wird im Film weitaus positiver gezeichnet als seine teils ambivalente Darstellung im Manga, dessen zahlreiche Redundanzen jedoch gestrichen wurden. Keine sich stetig wiederholenden Fluchtszenen von Kaneda und Kei, kein ewiges Hin und Her zwischen allen vertretenen Parteien, seien sie Militär, Gang oder Widerstand. Allerdings fehlt so im Film auch ein entscheidendes Merkmal: der Titelgebende Akira selbst.

Wo dessen Erwachen im Manga weitaus früher geschieht und ihn so zu einer, wenn auch eher passiven, Figur, in Akira macht, ist Akira im Anime eher eine mit Namen versehende Gefahr. Das ist auf der einen Seite bedauerlich, da der Manga seine eigentliche Stärke erst erlangt, als Ōtomo Neo-Tokio in eine postapokalyptische Dystopie stürzt. Zumindest eine Überlegung hätte es wert sein können, diesen Aspekt von Akira in einem zweiten, ebenfalls rund zweistündigen Film zu verarbeiten, gehen dem Anime hier auf der einen Seite doch viele beeindruckende visuelle Bilder verloren, allen voran jedoch eine intensivere Charakterzeichnung von Tetsuo. Denn Platz für Persönlichkeiten ist in der Anime-Fassung wenig.

Wirklich gehetzt wirkt diese immerhin nur, wenn man den direkten Bezug zum Manga kennt. Ansonsten vermag es Ōtomo-san durchaus geschickt und zufriedenstellend, die Essenz seiner Geschichte in 120 Minuten zu erzählen. Und sogar Aspekte zu integrieren, die im Manga zu kurz kamen. Denn jene “ultimative energy”, die Akira und Tetsuo bemannt, wohnt in jedem Menschen inne – man müsste sie nur anwenden. Immerhin kommen die Figuren zu dem Schluss: “Maybe we weren’t meant to meddle with that ultimate power”. Als Kommentar auf eine Nachkriegswelt und jugendliche Entfremdung funktioniert der Anime zwar insofern nur bedingt, seine Bedeutung für das Genre eint ihn jedoch mit seinem Manga-Pendant.

War dieses für den Westen einst der Türöffner für das Comic-Äquivalent, führte die Verfilmung die USA und Co. in den Anime-Bereich ein und avancierte zum Meilenstein des Zeichentricks. Nicht von ungefähr zählt Ōtomos Magnus opum neben Kōkaku Kidōtai zum Pantheon des Animations-Genres. Und so ließe sich ein Zitat des Films im Grunde auch auf diesen selbst münzen: “Buried within it is a new seed. We need only wait for the wind which will make it fall to fruition.” Da Akira nicht den Umfang des Mangas erreicht, richtet sich der Film speziell an diejenigen, die Sci-Fi und Animes nicht abgeneigt sind, denen jedoch ein 2.000-Seiten-Manga zu aufwendig ist. Insofern ist Akira quasi ein Anti-Hobbit.

8/10
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